Pop-Ikone Promi-Geburtstag vom 29. Dezember 2018: Marianne Faithfull

Berlin · Marianne Faithfull hat ein bewegtes Leben voller Höhen und Tiefen gelebt. In ihrem aktuellen Album "Negative Capability" blickt sie darauf zurück.

 Marianne Faithfull wird 72.

Marianne Faithfull wird 72.

Foto: Ferdy Damman/ANP Kippa

Ihre Stimme ist brüchiger geworden und auch gesundheitlich ist Marianne Faithfull angeschlagen. Damit aber geht die legendäre Sängerin, die heute 72 Jahre alt wird, ganz offensiv um und hat sich auf ihrem neuen Album mit Gehstock abbilden lassen.

Als Symbol für die "würdevoll Alternde" will sie es aber nicht verstanden wissen. "Bitte nicht! Wie Sie ja sehen, geht es mir körperlich nicht gut. Vor zwei Jahren habe ich mich am Rücken verletzt, und das hat mein Gleichgewicht beeinträchtigt, seitdem falle ich immer wieder hin", sagte die in Paris lebende Britin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Der Stock gehört zu meinem Alltag, also ist er auch auf dem Cover. Außerdem finde ich, dass es ganz gut aussieht."

Faithfulls hochgelobtes Album "Negative Capability" ist Anfang November erschienen - ein Meisterwerk. "Es ist das ehrlichste Album, das ich je gemacht habe", sagte Faithfull kürzlich dem britischen Musikmagazin "Mojo". Früher habe sie darauf geachtet, möglichst wenig von sich preiszugeben - um diesmal hingegen ganz viel herauszulassen.

Die von einem zeitweise ungesunden Leben gegerbte, kratzig-tiefe Stimme der Faithfull, ihre zwischen Klavierballade, Folksong und düsterem Rock pendelnden Lieder - schon das greift dem Hörer ans Herz. Und dann noch die Texte über den Verlust geliebter Menschen oder den ganzen Wahnsinn da draußen in der Welt.

In den 60er Jahren war Faithfull eines der schönsten Gesichter des Swinging London, eine bewunderte Stilikone an der Seite ihres Lebensabschnittsgefährten Mick Jagger, mit dem ersten, schon sehr melancholisch eingefärbten Welthit "As Tears Go By" (1964). Die 70er erlebte die Britin als Junkie, ganz tief unten.

"Wenn ich Heroin nahm, fühlte ich keinen Schmerz, und das wollte ich damals", sagte sie später der "Daily Mail". Der Stones-Song "Sister Morphine", den sie zusammen mit Jagger und Richards schreibt, reflektiert diese Zeit: Ein schwer verletzter Junkie wartet im Krankenhaus auf Schwester Morphium und Cousin Kokain.

Und dann das triumphale Comeback mit dem Trotz-und-Wut-Album "Broken English" (1979), das sich nahtlos und ganz natürlich in die Punk-Rebellion einfügte. Als Marianne Faithfull endlich clean war, folgten weitere große Werke wie "Strange Weather" (1987) und "Before The Poison" (2005). Zwischendurch reüssierte sie als Kurt-Weill-Interpretin - und als Charakterdarstellerin im Kino, etwa mit der Tragikomödie "Irina Palm" (2007). "Negative Capability" fasst nun all die Erfolge, Abstürze und Verletzungen wie unter einem Brennglas zusammen.

"Es wäre großartig, wenn die Leute mich als arbeitende Musikerin mit einem unglaublichen Werk sehen könnten", sagte sie einmal der "Vanity Fair". "Das ist viel wichtiger als mein sagenhaftes Leben. Das meiste ist eine Lüge, eine Klatschspalten-Version von mir." Mission accomplished.

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