Vollblut-Entertainer Promi-Geburtstag vom 5. Juli 2018: Michael Heltau

Wien · Als singender Gentleman im Frack und Zylinder hat sich Michael Heltau dem Publikum eingeprägt. Er hat auf der Bühne auch tragische Rollen gespielt. Sein Geburtstag ist überschattet vom Tod seines Freundes.

 Michael Heltau feiert seinen 85. Geburtstag.

Michael Heltau feiert seinen 85. Geburtstag.

Foto: Herbert Neubauer

Er ist der große alte Mann des Wiener Burgtheaters, der mit seiner Stimme und seiner Schauspielkunst auch viele Besucher deutscher Bühnen begeistert hat. Michael Heltau, der Wahl-Wiener mit bayerischen Wurzeln, verkörpert den Vollblut-Entertainer alten Schlags. Erst in den vergangenen Monaten ist es ruhiger um ihn geworden.

Im November 2017 präsentierte er noch an der Burg in seinem 34. Soloprogramm mit dem Titel "Einen blauen Ballon möcht' ich haben..." eine Auswahl französischer Chansons von Jacques Brel, Charles Aznavour oder Charles Trenet. Kurz darauf starb sein Lebenspartner, der holländische Regisseur und Autor Loek Huisman, im Alter von 91 Jahren. Es war ein schwerer Schlag für Heltau, der am Donnerstag (5. Juli) seinen 85. Geburtstag feiert.

Heltau hat es zeitlebens verstanden, den Bogen zwischen Shakespeare, Wiener Liedern und Musical zu spannen. Er selbst bezeichnete sich eher als "Bühnenmensch denn als Schauspieler". Er war zu sehen in klassischen Rollen wie Romeo, Hamlet, Don Carlos oder als Bluntschli im Udo-Jürgens-Musical "Helden, Helden". Bei den Salzburger Festspielen spielte Heltau jahrelang im "Jedermann".

Heltau, in Ingolstadt geboren, kam als Sechsjähriger mit seinen Eltern nach Österreich. Früh fiel sein Schauspieltalent auf. Von 1951 bis 1953 besuchte er das renommierte Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein erstes Engagement erhielt er 1953 am Stadttheater Würzburg, 1954 kam er an das Bayerische Staatsschauspiel München und 1956 an die Wiener Josefstadt. Seit 1972 ist er Ensemblemitglied des Burgtheaters.

Seine zweite Karriere als Chansonnier und Entertainer begann 1965 mit einer Sprechplatte, einer Aufnahme seines Soloabends mit "Werthers Leiden", dem weitere Veröffentlichungen wie "Heltau singt Brel" folgten. Auf der Bühne feierte er mit seinen von Loek Huisman konzipierten Programmen wie "Auf d' Nacht Herr Direktor" große Erfolge. 2004 trat er in "Love Letters" das letzte Mal in einem Theaterstück auf. Seither war der Mann im Frack mit Zylinder in Lesungen, Shows oder Solo-Abenden auf der Bühne zu erleben.

Hätte er sein Leben nicht als Künstler finanzieren können, wäre er Koch geworden, beschloss er einst am Beginn seiner Karriere. Trotz seiner Erfolge hat Heltau den Ruf eines bescheidenen und umgänglichen Künstlers. Starallüren wurden ihm nie nachgesagt. "Ich interessiere mich überhaupt nicht für mich selbst", wird er in dem Buch "Auf Stichwort: Michael Heltau" zitiert.

So wohl er sich im Laufe seiner Karriere in nahezu jedem Künstler-Genre fühlte, blieb er stets kritisch, was Angebote anging. Die Rolle des Doktor Brinkmann in der TV-Serie "Schwarzwaldklinik" lehnte er bewusst ab, obwohl er damals das Geld für seinen Hausbau gut hätte brauchen können: "Ich kann nicht ein Jahr Leuten den Puls messen und das dazu passende Gesicht machen", sagte er der Tageszeitung "Die Presse".

Der vielseitige Künstler, der 1968 die österreichische Staatsbürgerschaft bekam, hat viele echte Fans. ""Herr Heltau, andere Künstler haben ein Publikum, Sie haben Freunde"", sei ihm einmal von einem Theatergast gesagt worden. "Das ist doch ein Übergeschenk, das ist ein Lotteriegewinn", meinte ein zufriedener Heltau dazu.

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