Keine Lust mehr auf „Klicks und Verzerrung“ Prozess der Ex-Royals gegen die Klatschpresse beginnt

London · An diesem Freitag beginnt der Prozess „Herzogin Meghan gegen die Mail on Sunday“. Dabei dürfte das Timing der Attacke auf die mächtigen Blätter keineswegs zufällig gewählt worden sein.

 Auf Kriegspfad gegen die Boulevardpresse: Prinz Harry und Herzogin Meghan werden Anfragen von vier Medien aus Großbritannien künftig nicht mehr beantworten.

Auf Kriegspfad gegen die Boulevardpresse: Prinz Harry und Herzogin Meghan werden Anfragen von vier Medien aus Großbritannien künftig nicht mehr beantworten.

Foto: AP/Frank Augstein

Prinz Harry und seiner Frau Meghan wird nicht selten vorgeworfen, ein ausgesprochen schlechtes Gespür für Timing zu besitzen. Vielleicht, so behaupten weniger Wohlgesinnte, fehle es ihnen auch komplett. Jedenfalls sorgten die beiden Anfang dieser Woche abermals für einen Sturm der Entrüstung, nachdem sie per Anwaltsbrief verbreiten ließen, man werde von nun an „null Dialog“ mehr mit den vier größten Boulevardmedien Großbritanniens pflegen. Anfragen würden in Zukunft nicht beantwortet, Interviews gibt es auch keine mehr. Die Sussexes stünden „nicht mehr als Futter für ein Geschäftsmodell zur Verfügung, das von Klicks und Verzerrung lebt“.

Die Abscheu des Paars richtet sich gegen „The Sun“, den „Daily Mirror“, den „Daily Express“ und die „Daily Mail“ inklusive Sonntagsausgaben. Selbstredend, dass die lautstärksten Kommentatoren auf der Insel sofort gegen die „jammernden kleinen Bälger“ loswetterten, wie sie der berühmte wie umstrittene Moderator Piers Morgan nannte. Ausgerechnet jetzt, da tausende Menschen wegen Covid-19 ihr Leben verlören und die Welt gegen die Pandemie kämpfe, würden der Herzog und die Herzogin von Sussex „einen Krieg mit den Medien“ starten. „Haltet die Klappe und verschwindet“, ächzte er in seiner Morgensendung in Richtung Malibu in Kalifornien, wo sich die abtrünnigen Royals mit dem knapp einjährigen Sohn Archie ein neues Zuhause aufbauen wollen.

Dabei dürfte das Timing der Attacke auf die mächtigen Blätter keineswegs zufällig gewählt worden sein. Ab dem heutigen Freitag nehmen Harry und Meghan es auch auf dem Rechtsweg mit der Boulevardpresse auf. Vor dem High Court in London beginnt ein Verfahren, das die beiden gegen das Verlagshaus Associated Newspapers angestrengt haben, zu dem auch die „Daily Mail“ gehört. Piers Morgan übrigens schreibt Kolumnen für das auflagenstärkste Blatt des Landes – so schließt sich der Kreis.

Die Sussexes, die Ende März den Dienst im Auftrag der Krone quittiert haben, verklagen die „Mail on Sunday“, weil diese Auszüge eines persönlichen Briefs von Meghan an ihren Vater Thomas Markle exklusiv abgedruckt hatte – ohne die Erlaubnis der Tochter. Thomas Markle hatte das Schreiben der Zeitung zur Verfügung gestellt, weil er sich gegen seiner Ansicht nach falsche Berichte verteidigen wollte.

Zunächst hieß es, er erscheine als Zeuge des Verlagshauses persönlich, wegen der Coronavirus-Krise aber findet die erste Sitzung per Videokonferenz statt. Meghan besteht darauf, dass es sich bei der Veröffentlichung ihres Briefs unter anderem um eine Verletzung des Urheberrechts sowie Nutzung privater Daten handelt. Es seien absichtlich Stellen herausgenommen worden, um sie „negativ“ darzustellen. Die Gegenseite kündigte an, sich „mit aller Kraft“ wehren zu wollen. Sie verteidigt sich unter anderem mit dem Argument, dass die Royals inklusive Meghan Markle von den Veröffentlichungen über ihre Personen leben. Und die dürften künftig nicht weniger werden.

Diese Woche wurden Gerichtsakten öffentlich, die zeigen, dass das Paar im Vorfeld der Hochzeit im Mai 2018 vergeblich versucht hat, Thomas Markle von Zeitungsinterviews abzuhalten. „Wir verstehen die Umstände, aber ,an die Öffentlichkeit zu gehen‘ macht die Lage nur schlimmer. Wenn du Meg liebst und das Richtige tun willst, ruf mich an, da es zwei Möglichkeiten gibt, durch die du nicht mit den Medien sprechen musst, die ohnehin diese ganze Situation verschuldet haben. Deshalb ruf mich bitte an, damit ich das erklären kann. Meg und ich sind dir nicht böse, wir wollen nur mit dir sprechen. Danke“, schrieb der 35-jährige Prinz in einer von mehreren SMS an den künftigen Schwiegervater.

Harry hegt schon lange eine Abneigung gegen die Klatschpresse auf der Insel. Er macht diese für den Tod seiner Mutter Diana verantwortlich, die 1997 bei einem Autounfall auf der Flucht vor Paparazzi in Paris gestorben war. Mehrmals monierte er, Meghan werde von der Boulevardpresse verfolgt wie einst seine Mutter.

 Die Frage bleibt, ob sich das Paar einen Gefallen damit tut, den Kriegszug gegen den Boulevard weiter anzuheizen.

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