„Herr W.“ hat einen Namen Rätsel gelöst: "Mann ohne Gedächtnis" ist ein 57-jähriger Dortmunder

Dortmund · Der bis heute unbekannte Mann wurde im April in einem Güterwagon ohne Papiere gefunden. Er hatte jegliche Erinnerung verloren, wie er dorthin gekommen war und wer er ist. Ein veröffentlichtes Bild des Mannes brachte den Durchbruch.

Der rätselhafte Dortmunder Fall eines „Mannes ohne Gedächtnis“ ist nach mehreren Monaten aufgeklärt. Der Unbekannte mit dem weißen Bart ist 57 Jahre alt und stammt aus Dortmund. Das hätten Hinweise nach einem öffentlichen Aufruf ergeben, teilte die Dortmunder Polizei am Freitag mit. Er werde jetzt psychologisch betreut. Mit weiteren Details hielt sich die Polizei zurück. Nach einem Bericht der „Ruhr Nachrichten“ hatte ein Kinobetreiber den ehemaligen Mitarbeiter erkannt.

Der Fall des Mannes, der ein wenig wie Mario Adorf aussieht, mutet etwas bizarr an. Im April hatte die Polizei den erinnerungslosen Mann in einem abgestellten Güterwaggon am Dortmunder Hauptbahnhof entdeckt. Er kannte weder seinen Namen noch seinen Wohnort oder seine Familie, er war gebildet, freundlich und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Außer ein paar Geschichtsbüchern und Asthma-Spray hatte er aber nichts bei sich. Die Stadt Dortmund hatte dem Mann zuletzt eine kleine Wohnung zur Verfügung gestellt und ihn mit Sozialhilfe unterstützt.

Keine Erinnerungen, keine Papiere

Mediziner kamen der Ursache der Erinnerungslücke auf die Spur. Sie diagnostizierten bei „Herrn W.“ - so nannte ihn die Polizei vorläufig - eine dissoziative Amnesie. Diese wird zum Beispiel durch ein emotionales Trauma oder einen Schock ausgelöst. Der Begriff „dissoziativ“ bedeutet, dass sich ein Teil des Gehirns vom anderen löst. Betroffene können sich nicht an wichtige persönliche Informationen erinnern. Dies gilt auch als eine Art Schutz der Psyche, um sich nicht erneut mit dem dramatischen Erlebnis auseinandersetzen zu müssen.

Die Gedächtnisverluste gehen weit über eine gewöhnliche Vergesslichkeit hinaus. Sie sind aber reversibel und werden häufig mit Hilfe von Medikamenten oder Hypnose wieder hergestellt.

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