Rauchgemälde und Feuerbilder von Otto Piene in Berlin

Berlin · Für seine Kunst zündelt Otto Piene immer noch. Wenn der 86-Jährige bei Boston in seine Studios verschwindet, experimentiert er mit Feuer oder bastelt an seinen Installationen.

 Eine surreale Welt. Foto: Soeren Stache

Eine surreale Welt. Foto: Soeren Stache

Foto: DPA

"Ich arbeite an meiner Kunst eigentlich dauernd", sagt Piene, der auch mal Rollstuhl oder Gehstock braucht. "Fragen Sie meine Frau, wie viel Zeit ich mit meiner Kunst verbringe. Die ist die beste Zeugin dafür." Der gebürtige Nordrhein-Westfale zählt zu den Pionieren der Nachkriegskunst. In Berlin widmen ihm die Neue Nationalgalerie und die Kunsthalle der Deutschen Bank von Donnerstag an eine umfassende Ausstellung.

Nachts wird in der Neuen Nationalgalerie die Performance "Die Sonne kommt näher" gezeigt: Auf bis zu acht Meter hohen Leinwänden flimmern 1120 bunte Dias, die Zuschauer wandeln zwischen surrealen Lichtbildern herum oder sitzen auf gemütlichen Kissen. Erstmals aufgeführt wurde das Projekt in den 1960er Jahren in New York. Mittlerweile sind die handbemalten Dias digitalisiert, auf einer Tonaufzeichnung laufen Pienes einstige Anweisungen, wie die Projektoren bedient werden sollen. "Please turn on projectors", dröhnt durch die Halle.

Parallel zeigt die Kunsthalle der Deutschen Bank am Boulevard Unter den Linden tagsüber etwa 60 Objekte von Piene: Rastergemälde, Rauch- und Feuerbilder und die Glühbirnenkugel "Double Neon". "Varianten dieser Lichtskulptur schuf Piene für den Plenarsaal in Honolulu, für die Oper in Bonn oder auch für die Weltausstellung in Monte Carlo", sagt Kurator Joachim Jäger. Dokumentiert ist in der Schau, wie Piene 1972 zu den Olympischen Spielen in München einen Heliumballon als Regenbogen aufsteigen ließ. Drei solcher aufblasbaren, 90 Meter hohen Skulpturen sollen an diesem Samstag einmalig über der Nationalgalerie schweben.

Für Jäger ist die dreiteilige Schau eine Hommage an einen "der großen Kunsterneuerer des 20. Jahrhunderts". Sie erinnere an die künstlerische Aufbruchzeit der 1960er und 1970er Jahr, an die Visionen, Hoffnungen und Taten einer Generation, für die Piene stellvertretend stehe. "Eine Generation, die sich von der Malerei verabschiedet hat, um andere Dinge zu tun, um andere Felder in der Kunst zu öffnen", sagte Jäger am Mittwoch vor der offiziellen Ausstellungseröffnung. Piene hatte 1957 zusammen mit Heinz Mack die Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO gegründet.

Die Bewegung forderte einen Neuanfang der zeitgenössischen Kunst und experimentierte mit Licht, Schatten, Luft und Feuer. Objekte der Gruppe werden auf dem Kunstmarkt nach Angaben des Deutsche-Bank-Kunstexperten Friedhelm Hütte gut gehandelt. Für Oktober plant auch das New Yorker Guggenheim Museum eine ZERO-Ausstellung. Piene hatte als Luftwaffenhelfer den Zweiten Weltkrieg und eine Gefangenschaft überlebt. "Daraus wurde dieser enorme Impuls, etwas daraus zu machen", sagt er. Bis heute verbindet er Kunst, Natur, Wissenschaft und Technik. In seiner Tradition stehen jüngere Künstler wie der Däne Olafur Eliasson. Bis Ende August laufen die Ausstellungen "Otto Piene. More Sky".

Für Kurator Jäger, den Leiter der Neuen Nationalgalerie, passt die Inszenierung besonders gut zu dem berühmten Mies-van-der-Rohe-Bau in der Nähe des Potsdamer Platzes. "Es ist die Ästhetik der 60er Jahre, die hier auf ein Gebäude der 60er Jahre trifft", so Jäger. Sein Haus schließt Ende 2014 für mehrere Jahre, weil die Glas- und Stahlkonstruktion gründlich saniert werden muss.

Piene genießt es besonders, seine Kunst wieder in Berlin zu zeigen. Hier habe er vor Jahrzehnten eine seiner ersten Einzelausstellungen gehabt, erzählt er. "Es schließt sich ein Kreis."

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Otto Piene in Berlin

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