Kandidatencheck Das sind die Aussichten für das neue Dschungelcamp

Bonn · Am Freitagabend ist es soweit: Die nächste Staffel des RTL-Dschungelcamps geht an den Start. Unser Autor blickt voraus auf die C-Prominenz, die Erfolgschancen und mögliche Konflikte sowie die Diskussionen rund um die Buschbrände in Australien.

 Die Kandidaten des Dschungelcamps.

Die Kandidaten des Dschungelcamps.

Foto: TVNOW / Arya Shirazi

Na? Schon die letzten Reste des weihnachtlichen Hirschragouts aus den Zahnzwischenräumen gepuhlt und die Silvester-Sektflaschen flugs final geleert? Dann ist es endlich wieder Zeit für Magerkost. Das Dschungelcamp steht an. Die Sendung der verbalen Nötigung und lustigen Schmalspurpiraten. Geistiger Bockmist wie „Adenauer ist glaub ich 'ne Schule. Bei mir in Düsseldorf heißt eine so“ oder „Lets getty to Rambo“ sowie „Good Morning in the morning“ geht in die nächste Runde. Zum 14. Mal heißt es „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Wobei der Begriff „Star“ zunehmend von Jahr zu Jahr weiter gegriffen werden muss. Es geht schon wieder los. Das darf doch gar nicht wahr sein… Und das bei den verheerenden Bränden in Australien? Wie kann RTL nur?

Ja, man darf sich die Frage stellen, ob man wirklich zwei Hände voll Sternchen in den Dschungel schicken muss, während Australien von der größten Naturkatastrophe seiner Geschichte heimgesucht wird. Man darf sich aber genauso fragen, warum ein anderer Sender eine Handvoll echter Sportstars nach Andalusien bringt (“Ewige Helden“), während Menschen in der Straße von Gibraltar ertrinken oder warum wiederum eine andere Fernsehanstalt echte TV-Stars (Ja, die gibt es auch noch) mit einem luxuriösen Kreuzfahrtdampfer über die Weltmeere schifft (“Traumschiff“), in denen Tausende von Tieren an unserem Müll verenden.

RTL nimmt so der ohnehin gebeutelten australischen Crew nicht auch noch die Jobs und somit ihr Salär. „Unsere australischen Kollegen sind mehr als dankbar, ihren Job bei IBES nicht (auch noch) zu verlieren!“, schrieb Moderatorin Sonja Zietlow auf ihrer Facebook-Seite. „Diese Arbeit sichert ihnen nicht nur im Januar gutes Einkommen.“

Der Kölner Sender richtet den Fokus auf Australien und, wie er mitteilt, auch auf die Brände. Wenn er es will, könnte er diese Aufmerksamkeit für Spendenaufrufe nutzen, wie es beispielsweise die Broadcaster des ATP-Cups ebenfalls in Australien machen.

Ändern können die Zuschauer es ohnehin nicht - trotz Boykott-Aufruf. So heißt es also für zwölf meist eher weniger bekannte Prominente, Pritsche gegen King-Size-Bett eintauschen und Krabbeltiere gegen Brust oder Keule. Ähm, Moment. Mit Sonja Kirchberger und Anastasiya Avilova haben sich gleich zwei Kandidatinnen bereits für den Playboy entkleidet. Die Chancen stehen also gut, dass die weiteren Bewohner aber auch Zuschauer zumindest auf Brust nicht gänzlich verzichten müssen. Anastasiya Avilova? Wer war das nochmal? Sehr gute und berechtigte Frage. Es braucht schon ein wenig Fingerfertigkeit und Recherche-Geschick um herauszufinden, wie die junge Frau in den Genuss des N-Promi-Status gekommen sein mag, der in diesem Jahr zur Qualifikation der großen Dschungelcamp-Sause ausgereicht hat. In den Tiefen des Internets findet sich ihr Name mit Worten wie "Schmuddel" oder "Nacktsein" verknüpft. Daher weht der Wind also.

Prognose: So weit könnten es die Dschungelcamp-Kandidaten schaffen
14 Bilder

Prognose: So weit könnten es die Dschungelcamp-Kandidaten schaffen

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Foto: TVNOW / Arya Shirazi

Viel zu sehen gibt es auch bei Antonia Komljen. Und damit ist durchaus ihr Körper gemeint, ihr Sexismus witternden Haderlumpen. Komljen ist ein wandelndes Kunstmuseum. Die Menge und Farben der Tattoos lassen den buntesten Fußballprofi geradezu erblassen. Auch die DSDS-Teilnehmerin (Ja, die Bohlen-Show gibt es immer noch) reiht sich in die lange Liste der ambitionierten, aber gescheiterten, weil vollkommen unbekannten TV-Größen ein. Vielleicht auch deswegen der leicht zu merkende Künstlername Toni Tips.

Aus der Schaar an Namenlosen sticht Elena Miras heraus. Ms. "Wo ist die Fairness geblieben? Wo???" hat nämlich einen ähnlich wichtigen Titel in ihrer Erfolgsstatistik stehen, wie der ehemalige Box-Weltmeister und Mit-Camper Sven Ottke: Miras kämpfte sich erfolgreich durch das Sommerhaus der Stars und gewann die Krone. Eine tatsächlich beeindruckende Leistung - schließlich fiel die Mutter einer kleinen Tochter dort weitestgehend durch einen unfassbar großen Wortschatz beleidigenden Vokabulars auf. Der Ausdruck, der Hass, die Dramatik - die sie in einfache Worte wie „Behinnndert!“ verpackt, erinnert an einen schlechten Stand-Up-Comedian, der die Jugendsprache der 90er imitiert. Immerhin hat Miras versprochen: „Ich werde etwas auspacken im Dschungel, wo glaube ich, bis jetzt niemand wusste.“ Wie wäre es mit einem grammatisch richtigen Satz, der zudem kein einziges Schimpfwort enthält?

Auf ihr Zusammentreffen mit Dani Büchner darf man sich wohl besonders freuen. Denn auch die Witwe von Dschungel-Jens ist eine wahre Wortakrobatin (mitunter ebenfalls ziemlich tiefe Schublade), die unter Stressbedingungen zu verbalen Gewaltausbrüchen neigt. Zum großen Coup wird es für die Mallorca-Auswanderin trotz berechtigten Mitleids allerdings nicht reichen. Auch wenn sie heiße Anwärterin auf so ziemlich jede Dschungelprüfung ist. Ähnlich übrigens wie Miras, der man mit den Aufgaben sicherlich jede Menge weitere und bislang schier unbekannte Beleidigungen entlocken kann. Ein joviales Trinkspiel wie „Für jedes Schimpfwort einen Schnaps“ würde vermutlich in einem Kater-Fiasko enden. Apropos: Am 26. Januar hat die Magerkost schon wieder ein Ende. Trotz TV-Boykott mit einer vermutlich beeindruckenden Quote. Bleibt nur die Frage eines Insiders: Warum regen sich eigentlich alle so auf, wenn die Sendung ohnehin in einem Studio in Köln-Ossendorf gedreht wird???

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