Raumfahrt Russland verschiebt Erststart von neuem Weltraumbahnhof

Wostotschny · Präsident Putin reist eigens zum neuen russischen Kosmodrom an der chinesischen Grenze. Alles ist bereit zur feierlichen Eröffnung. Doch dann macht eine technische Störung eine Verschiebung nötig. Ist das Problem schnell zu beheben?

 Präsident Putin reiste aus dem rund 8000 Kilometer entfernten Moskau an, um den Start zu beobachten.

Präsident Putin reiste aus dem rund 8000 Kilometer entfernten Moskau an, um den Start zu beobachten.

Foto: Maxim Shemetov

Wegen einer technischen Störung hat Russland den mit Spannung erwarteten Erststart einer Rakete vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny verschoben.

Etwa zwei Minuten vor dem geplanten Abheben der Sojus-2.1a seien die Vorbereitungen automatisch abgebrochen worden, sagte Russlands Raumfahrtchef Igor Komarow auf dem Kosmodrom nahe der chinesischen Grenze. Als möglicher Grund galten Probleme mit dem Tank.

Als geplanten neuen Termin nannte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos diesen Donnerstag, 4.01 Uhr MESZ (11.01 Uhr Ortszeit). "Wenn alles normal läuft, ist das zu schaffen", sagte Komarow. Die endgültige Entscheidung sollte aber erst am Donnerstagmorgen fallen.

Wegen der Panne kritisierte Präsident Wladimir Putin die russische Raketen-Branche scharf. "Natürlich bleibt Russland trotz aller Mängel führend bei der Zahl der Raketenstarts, das ist gut. Aber dass wir mit einer Vielzahl von Pannen konfrontiert sind, das ist schlecht", sagte er.

Putin war eigens für die Eröffnung des ersten zivilen Kosmodroms auf russischem Boden nach Wostotschny rund 8000 Kilometer östlich von Moskau gereist. Der Kreml kündigte an, der Präsident wolle die Entscheidung, wann ein neuer Startversuch unternommen wird, vor Ort abwarten.

In den vergangenen Jahren hatte es öfter Probleme mit russischen Raketen gegeben. Bei einer Sojus treten indes selten ernste technische Pannen auf. Sie gilt als zuverlässiges Transportmittel für Menschen und Fracht ins All.

Die Sojus-2.1a soll drei Forschungssatelliten in die Erdumlaufbahn bringen. Die Rakete und die Fracht hätten durch den Abbruch keinen Schaden genommen, sagte ein Roskosmos-Sprecher.

"Das System hat uns angezeigt, dass eine Verschiebung besser ist", erklärte Roskosmos-Vize Andrej Iwanow. Ein solcher Fall sei in der Raumfahrt gängige Praxis. "Das zeigt, dass die Automatik funktioniert. Es ist nichts Schlimmes passiert." Der Abbruch habe weder mit den technischen Besonderheiten in Wostotschny noch mit möglichen Fehlern des Personals zu tun.

Komarow zufolge wurde die Fehlerstelle lokalisiert. "Wir werden den Vorgang nun analysieren", meinte der Roskosmos-Chef. Eine Kommission hatte kurz vor dem geplanten Start am Mittwoch um 4.01 MESZ noch grünes Licht gegeben.

Die Raumfahrtnation Russland will sich mit Wostotschny auch unabhängig machen von ihrem Kosmodrom Baikonur, das sich seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in der Republik Kasachstan befindet. Russland zahlt jährlich 115 Millionen US-Dollar (etwa 100 Millionen Euro) Pacht für das Gelände in Baikonur, der Vertrag läuft bis 2050.

Bemannte Flüge sollen ab Wostotschny nicht vor 2023 erfolgen. Die Kosten für den neuen Weltraumbahnhof belaufen sich Medien zufolge auf bislang umgerechnet fünf Milliarden Euro.

Während der etwa sechsjährigen Bauzeit hatte es erhebliche Probleme gegeben. So hatten etwa Arbeiter wegen ausstehender Löhne gestreikt, zudem waren Funktionäre wegen Unterschlagung festgenommen worden. Den Schuldigen drohe eine "harte Pritsche im Gefängnis", sagte Putin.

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