Naturschützer warnen Schlechte Gewässerqualität in Deutschland

Berlin · Zu viel Nitrat und Quecksilber sowie Begradigungen, Vertiefungen, Wehren und Stauanlagen sind in den Gewässern in Deutschland. Nur noch acht Prozent der deutschen Bäche und Flüsse können als ökologisch intakt bezeichnet werden.

Tote Fische schwimmen in der Peene. Der WWF stellt der Qualität der deutschen Gewässer ein mieses Zeugnis aus.

Tote Fische schwimmen in der Peene. Der WWF stellt der Qualität der deutschen Gewässer ein mieses Zeugnis aus.

Foto: dpa

Die Naturschutzorganisation WWF hat die Gewässerqualität in Deutschland kritisiert. Mit zu viel Nitrat und Quecksilber sowie Begradigungen, Vertiefungen, Wehren und Stauanlagen sei der Zustand der deutschen Gewässer flächendeckend prekär und verstoße gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie, erklärte der WWF (World Wide Fund For Nature) am Montag in Berlin. Die Naturschutzorganisation stellte dazu eine eigene Untersuchung vor.

Dem WWF zufolge bilden Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein zwar die Spitzengruppe beim Wasserschutz. Doch auch sie blieben hinter den gesetzlichen Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zurück. Zum Mittelfeld gehörten Hessen, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, das Saarland und Baden-Württemberg. Die Nachzügler seien Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Eine Bewertung für Hamburg und Bremen sei nicht möglich gewesen, erklärte der WWF. Beide Ländern hätten ihre Fließgewässer alle als „erheblich beeinträchtigt“ eingestuft, so dass keine natürlichen Fließgewässer mehr in Bremen und Hamburg vorkommen.

Weiter konstatierte die Naturschutzorganisation bei mehr als einem Drittel der deutschen Grundwasservorkommen einen „schlechtenchemischen Zustand“. Grund seien Nitrateinträge durch den Agrarsektor in Deutschland. Die Quecksilberbelastung als eine Folge der Kohlestromerzeugung liege beinahe flächendenkend über den in der Wasserrahmenrichtlinie festgeschrieben Grenzwerten, hieß es weiter.

Die Überschreitungen führten zu einer Gefährdung der Gewässerorganismen und der menschlichen Gesundheit, warnte die Naturschutzorganisation. Jahrzehntelang seien selbst kleinste Fließgewässer unter Ingenieursgesichtspunkten begradigt und damit ihrer „ökologischen Seele“ beraubt worden. Praktisch alle Flüsse seien als Wasserstraßen ausgebaut. Insgesamt könnten nur noch acht Prozent der deutschen Bäche und Flüsse als ökologisch intakt bezeichnet werden, erklärte der WWF.

„Insgesamt verfehlen alle sechzehn Bundesländer die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie“, kritisierte WWF-Vorstand Christoph Heinrich. Anlässlich der am Mittwoch startenden Umweltministerkonferenz in Bremen forderte er die Bundesländer auf, „den Gewässerschutz endlich ernst zu nehmen“ und die Richtlinie konsequent umsetzen.

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