Aktion zu Ostern Edeka bringt Schoko-Weihnachtsosterhasen heraus

Bonn · Schoko-Weihnachtsmänner im Dezember sind nichts Ungewöhnliches - ebenso wie Schoko-Osterhasen im März. Jetzt hat Edeka aber einen Weihnachtsosterhasen in die Supermärkte gebracht. Was steckt dahinter?

In Edeka-Supermärkten gibt es Schoko-Weihnachtshasen zu kaufen.

In Edeka-Supermärkten gibt es Schoko-Weihnachtshasen zu kaufen.

Foto: Christoph Meurer

Ob aus Vollmilch-, veganer, weißer oder Zartbitter-Schokolade: Nach Weihnachten stehen jedes Jahr Hunderttausende unverkaufter Schoko-Nikoläuse vor dem Nichts. Alle Jahre kommt deshalb ein schlimmer Verdacht auf, der von der Süßwarenindustrie aber sofort scharf dementiert wird: Verbraucher müssten nicht befürchten, dass Schokoladen-Nikoläuse oder -Weihnachtsmänner sich nach den Festtagen blitzschnell in Osterhasen verwandeln, heißt es immer wieder.

Nikohasen oder Osterläuse? Ein Mischwesen, das die Lebensmittelaufsicht alarmieren sollte? Zumindest der Lebensmittelkonzern Edeka begibt sich zum nahenden Osterfest aufs tierische Glatteis. In den Geschäften der Lebensmittelkette werden derzeit „Weihnachtshasen“ zum Kauf angeboten: der traditionelle Schoko-Hasenhohlkörper gehüllt in goldfarbenes Alu und eine rote Nikolausmütze auf den Hasenohren. Dazu vor dem Bauch ein großes rotes Herz mit der Aufschrift „#Weihnachtshase“.

Schoko-Weihnachtshase von Edeka: Mehr Aufmerksamkeit für Alzheimer-Patienten

Edeka hat mit der leicht schrägen Osteraktion nach eigener Darstellung nur Gutes im Sinn. Denn der Konzert möchte damit mehr Aufmerksamkeit für Alzheimer-Patienten und ihre Angehörigen wecken. Für jeden verkauften Schokoladen-Weihnachtshasen spendet der Konzern einen Euro an die Alzheimer Forschung Initiative. Der gemeinnützige, bundesweit tätige Verein fördert seit 1995 mit Spenden Forschungsprojekte zu Alzheimer - bislang nach eigenen Angaben mit rund 14,5 Millionen Euro.

Begleitet wird der Hasen-Verkauf durch einen emotionalen Spot in Internet, wie ihn Edeka inzwischen mehrfach zu Weihnachten oder Muttertag produziert hat: In dem dunkel gehaltenen Video mit melancholischer Hintergrundmusik bereitet eine ältere Frau in ihrer Wohnung alles für ein Weihnachtsfest mit der Familie vor.

„Frohe Weihnachten!“ ruft sie ihrer Tochter und den beiden Enkel zu, als die Kinder in die Wohnung gerannt kommen. Doch eigentlich ist Ostern: Die Tochter stellt den Osterkorb mit Eiern und Schokolade kurzerhand zur Seite und kann die Tränen kaum zurückhalten. Der Spot endet mit der Einblendung „In Deutschland erkranken jedes Jahr 300.000 Menschen an Demenz. Das Verwechseln der Kalendertage kann ein erstes Anzeichen sein.“

Demenz in Deutschland: 1,8 Millionen Menschen betroffen

Bereits 2015 hatte Edeka zu Weihnachten mit einem viral gehenden Video auf das große gesellschaftliche Problem der Einsamkeit aufmerksam gemacht. Auch Demenzerkrankungen und insbesondere Alzheimer sind ein wachsendes Problem. Angst vor dem Verlust an Würde, vor dem Verschwinden der eigenen Persönlichkeit: Manche Betroffene wünschen sich eher den Tod und denken an Suizid. Derzeit sind 1,8 Millionen Menschen in Deutschland von Demenzerkrankungen betroffen, ein Großteil davon an Alzheimer. Bis 2050 könnten es 2,8 Millionen werden. Dazu kommen Millionen Angehörige.

Währenddessen bleibt die Suche nach Medikamenten und Therapien ziemlich erfolglos. Ein Wundermittel ist nicht in Sicht; bisherige Medikamententests verliefen enttäuschend. Therapien erwarten Experten erst in Jahrzehnten.

Jahrzehntelang hat sich die Forschung auf Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn konzentriert, die die Nervenzellen schädigen. Mittlerweile gehen Wissenschaftler aber von mehreren krankhaften Entwicklungen aus, die zusammenspielen: den Ablagerungen außerhalb der Zellen, Eiweißverklumpungen innerhalb der Zellen und Fehlfunktionen des Immunsystems. Diese Faktoren reagieren offenbar über Jahrzehnte miteinander. Die Erkrankung beginnt bereits 20 oder 30 Jahre, bevor sich erste Symptome zeigen.

Nur etwa ein Prozent der Demenzerkrankungen sind erblich bedingt. Das größte Risiko ist das Alter. Nach dem 65. Lebensjahr verdoppeln sich Erkrankungen alle fünf Jahre. Aber auch der Lebensstil ist von Bedeutung: Übergewicht, Bluthochdruck oder Entzündungen spielen eine Rolle. Regelmäßiger Sport im mittleren Lebensalter senkt das Demenzrisiko, viel psychischer Stress erhöht es.

Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft rät Angehörigen dazu, die Krankheit anzunehmen, statt sie zu verleugnen. Sie sollten den Kranken nicht auf seine Fehler hinweisen, ihn nicht kritisieren oder überfordern - so wie es die Protagonisten des Edeka-Video-Spots vormachen.

(kna)
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