Vulkanausbruch auf La Palma Schwefelgaswolke zieht über Deutschland hinweg

Vom Vulkanausbruch auf La Palma wird derzeit eine Schwefelgaswolke nach Mitteleuropa getragen. In Telegram-Gruppen kursieren Warnungen vor einer angeblichen Gesundheitsgefahr. Wir haben nachgefragt, wie gefährlich die Wolke ist.

 Nach dem Ausbruch des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma zieht eine Schwefelgaswolke über Europa hinweg. Für Menschen besteht keine Gesundheitsgefahr, betonen Experten.

Nach dem Ausbruch des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma zieht eine Schwefelgaswolke über Europa hinweg. Für Menschen besteht keine Gesundheitsgefahr, betonen Experten.

Foto: dpa/Daniel Roca

Bedrohlich sieht es aus, wie die tiefrote Wolke einmal quer über Europa hinwegzieht. Sie hat gigantische Ausmaße, erstreckt sich von Portugal bis nach Russland. Mark Parrington, leitender Wissenschaftler beim Europäischen Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage, hat die Visualisierung auf Twitter geteilt. Sie zeigt eine Schwefelgaswolke, die sich beim Ausbruch des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma gebildet hat und in diesen Tagen in fünf Kilometer Höhe über Europa hinwegzieht, bis sie am Donnerstag die Karibik erreicht.

Viele Menschen sind nun verunsichert. Schwefeldioxid (SO₂) ist ein giftiges Gas. Es kann die Schleimhäute reizen, Augen- und Atemprobleme verursachen, zu Kopfschmerzen, Benommenheit und Übelkeit führen. Aus Telegram-Gruppen werden Meldungen bekannt, in denen vor einer Gefahr der Schwefelwolke gewarnt wird.

Schwefelgaswolke zieht über Deutschland - keine Gefahr für Menschen

Doch ist die Wolke wirklich gefährlich? Uwe Kirsche, Pressesprecher beim Deutschen Wetterdienst (DWD) beruhigt: „Es besteht kein Grund zur Sorge“, sagt er. „In der Tat dringt gerade Schwefeldioxid mit dem Wind von La Palma nach Europa vor. Das Gas befindet sich aber in den höheren Luftschichten und nicht in den bodennahen.“ Mit den höheren Luftschichten meint Kirsche einen Bereich in mehreren Kilometern Höhe. „Hier in der untersten Atmosphärenschicht, in der wir leben und atmen, besteht kein gesundheitliches Risiko.“

Das Umweltbundesamt bestätigt dies: „Erst ab 3000 Metern sind erhöhte Schwefeldioxid-Konzentrationen aufgrund der Luftmassenbewegung aus Richtung der Kanaren erkennbar“, heißt es in einem Statement. „Die bodennah gemessenen SO₂-Konzentrationen zeigen keine Auffälligkeiten und liegen weit unterhalb der geltenden Grenzwerte.“

Nach Angaben des Umweltbundesamts wird in Deutschland an Luftmessstationen in einer Höhe von etwa drei Metern fortlaufend die Schwefeldioxidkonzentration gemessen. „Die Messdaten zeigen seit dem Ausbruch des Vulkans auf La Palma keine auffälligen Konzentrationswerte. Die SO₂-Konzentrationen liegen wie gewöhnlich auf einem sehr niedrigen Niveau.“ Auch an anderen europäischen Messstationen seien bodennah keine erhöhten Schwefeldioxid-Konzentrationen nachweisbar.

Zudem sei nicht zu erwarten, dass die belasteten Luftmassen den Boden erreichen. Das Umweltbundesamt betont: „Im Fall von Niederschlägen könnte es zu einem leicht sinkenden ph-Wert im Regen kommen, der Regen könnte also etwas saurer als üblich sein. Dies stellt jedoch keine Gefahr für Mensch und Umwelt in Deutschland dar.“

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort