Umweltaktion für das Tote Meer Schwimmen, um zu retten

Ein Gedi/Bonn · Erstmals haben Menschen das Tote Meer zwischen Jordanien und Israel durchquert: Die Aktion von 28 Extremsportlern ist ein Hilferuf.

 Aktion gegen die Umweltverschmutzung: 28 Extremsportler durchschwimmen das Tote Meer.

Aktion gegen die Umweltverschmutzung: 28 Extremsportler durchschwimmen das Tote Meer.

Foto: AP

Baden im Toten Meer zählt zu den Höhepunkten jeder Israel-Reise. Das stark konzentrierte Salzwasser lässt den Badenden wie einen Korken auf der Oberfläche dümpeln. Richtiges Schwimmen ist nicht möglich, weil schon ein Wasserspritzer die Augen ätzen kann.

28 Langstreckenschwimmer aus aller Welt haben es am Dienstag trotzdem gewagt und das berühmte Gewässer erstmals überhaupt durchquert. Für die rund 15 Kilometer vom jordanischen Ostufer zum israelischen Westufer benötigten sie sieben Stunden. Vor dem Salzwasser schützten sie Atemmasken mit integriertem Schnorchel, die das ganze Gesicht bedecken.

Die Aktion stand unter dem Motto: „Wenn wir es durchschwimmen können, dann können wir es auch retten.“

„Das Tote Meer stirbt“, erklärte der Israeli Oded Rahav dem „General-Anzeiger“ am Telefon. Der Unternehmer hatte die Idee zu der Veranstaltung, für die er die Unterstützung der Umweltschutzorganisation „EcoPeace“ gewinnen konnte. Der Verein kämpft seit über 20 Jahren für die Rettung des Toten Meeres, dessen Wasserstand jährlich um einen Meter sinkt. Schuld ist der Mensch: Dämme an den Zuflüssen in Israel, Jordanien und Syrien lassen nur noch wenig Frischwasser ins Tote Meer, und das Wenige, das ankommt, ist auch noch stark verschmutzt, weil Kläranlagen fehlen.

„Wenn wir nichts unternehmen, wird das Meer in 30 bis 40 Jahren verschwunden sein“, prophezeit Rahav, der zusammen mit seinen Mitstreitern gegen sechs Uhr morgens bei leichtem Nordostwind ins Wasser stieg. „Kleine Wellen haben anfangs das Schwimmen unglaublich schwer gemacht. Jede Bewegung in diesem Wasser ist ermüdend, es brennt wie Säure auf dem Körper.“ Zum Schutz hatten die Männer und Frauen, die normale Badekleidung trugen, Creme und Vaseline auf die Haut aufgetragen. Sechs Schlauchboote mit Ärzten begleiteten die Aktion. Alle halbe Stunde bekamen die Schwimmer Getränke, um ein Austrocknen des Körpers zu verhindern. „Es war härter als gedacht“, sagte der Spanier Samuel Moran der Nachrichtenagentur AFP.

Wie „EcoPeace“ berichtete, zogen sich die Vorbereitungen anderthalb Jahre hin. Dabei waren auch bürokratische Hürden zu nehmen, etwa eine Genehmigung von der jordanischen Regierung einzuholen, damit die Schwimmer auf dem Ostufer starten durften. „EcoPeace“ ist eine trilaterale Organisation, die von Israelis, Palästinensern und Jordaniern gemeinsam geleitet wird. Rückschläge im Nahost-Friedensprozess erschweren auch immer wieder ihre Arbeit.

Der sinkende Wasserspiegel am tiefsten trockenen Punkt der Erde (heute 429 Meter unter dem Meeresspiegel) hat starke geologische Veränderungen am Westufer ausgelöst: Wo sich das Meer zurückzieht, dringt Grundwasser in salzführende Erdschichten ein und löst die Salze auf. Dadurch entstehen riesige Krater. Über 5000 solcher Löcher gibt es schon, viele Strände auf israelischer Seite mussten schließen, weil der Aufenthalt dort lebensgefährlich wurde. Sogar die Uferstraße war bereits unterhöhlt und führt nach der Reparatur weiter westwärts entlang.

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