Simone Young im "Wagner-Wahn"

Hamburg · Hamburgs Opernintendantin Simone Young hat schwer zu tragen: 61 Kilogramm bringen die Partituren der zehn Hauptwerke Richard Wagners (1813-1883) zusammen auf die Waage.

 Die Hamburger Opernintendantin und Generalmusikdirektorin Simone Young hat einiges vor. Foto: Christian Charisius

Die Hamburger Opernintendantin und Generalmusikdirektorin Simone Young hat einiges vor. Foto: Christian Charisius

Foto: DPA

Schon jetzt bereitet sich die australische Dirigentin auf ein waghalsiges Unterfangen vor: Zum 200. Geburtstag bringt die Staatsoper Hamburg vom 12. Mai bis zum 2. Juni die wichtigsten zehn Werke des Komponisten zur Aufführung - reine Spieldauer: 39 Stunden und 45 Minuten.

"Das ist schon eine wahnsinnige Anstrengung, sowohl physisch als auch mental. Aber wenn man so vertraut ist mit den Werken und alle schon seit 20 Jahren dirigiert, dann ist es vielleicht nicht so verrückt wie es im ersten Moment klingt", sagte die Wagner-Expertin der Nachrichtenagentur dpa.

Ihr großes Vorbild Daniel Barenboim hat diesen künstlerischen Kraftakt bereits vor Jahren an der Berliner Staatsoper gewagt. Mit Schwimmen, regelmäßiger Massage und Akupunktur bereitet sich die 52-Jährige auf den Wagner-Marathon vor: "Ich mache regelmäßig Physiotherapie für die Schultern, denn die werden sehr stark belastet. Ich nehme ab (lacht), damit ich dann wirklich in Topform bin."

Die Proben haben bereits begonnen. Am 7. April gibt es mit der Wiederaufnahme von Peter Konwitschnys legendärer Inszenierung "Die Meistersänger von Nürnberg" (2002) einen ersten Vorgeschmack auf den "Wagner-Wahn". Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Ruth Berghaus' strenger "Tristan und Isolde"-Interpretation (1988), Peter Konwitschnys "Lohengrin" (1998) im Klassenzimmer, Robert Wilsons "Parsifal" (1990), Marco Arturo Marellis "Der fliegende Holländer" (1996) und Harry Kupfers "Tannhäuser" (1990).

"Das sind absolute Meilensteine in der Geschichte der Hamburger Staatsoper", sagte Young, die seit 2005 das Opernhaus leitet. Hinzu kommt der "Ring"-Zyklus von Claus Guth, den sie in den vergangenen Jahren in Hamburg herausgebracht hat. "Ich mag unseren Ring-Zyklus sehr. Ich finde, er ist psychologisch so klug ausgedacht, und so menschlich, das gefällt mir sehr."

Erst gewöhnen musste sich Young an die Konwitschny-Inszenierungen unter ihrem Vorgänger Ingo Metzmacher, die damals einen Skandal auslösten; unter anderem, weil die Ritter von Brabant als kurzbehoste Rasselbande im wilhelminischen Klassenzimmer toben und die Festansprache von Hans Sachs unterbrochen wird. "Ich finde die "Meistersinger" höchst witzig. Ich hab schon oft gesagt, dass ich diese Unterbrechung im Dialog nicht mag. Aber ich finde, es wäre falsch gewesen, das Stück nicht zu machen", meint die Opernintendantin. Die Unterbrechung müsse auch bleiben. "Ich habe lange mit Peter Konwitschny darüber diskutiert, er ist nicht davon abzubringen", sagt die Dirigentin.

Besonders freut sich Young auf die vielen Sängerstars, die an die Staatsoper zurückkehren: Insgesamt gibt es 119 Solistenpartien, die längste ist mit 140 Minuten und 1703 gesungenen Takten Hans Sachs ("Die Meistersinger von Nürnberg"). "Die Besetzung der "Meistersinger" ist großartig: mit Bo Skovhus als Beckmesser, James Rutherford als Hans Sachs, Meagan Miller als Eva, Klaus Florian Vogt als Walther von Stolzing und Jürgen Sacher - für mich einer der besten Davids der letzten 50 Jahre", meint die Opernchefin.

Das erste Mal dabei ist Linda Watson als Brünnhilde, ein Wiedersehen gibt es mit Falk Struckmann als Wotan und Christian Franz (Loge, Siegmund, Siegfried). Simone Young weiß schon genau, was sie am 2. Juni machen wird: "Ein schönes Glas Rotwein am Ende der Vorstellung trinken."

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