„The Simple Club“ So lernen Schüler mit Youtube Mathe

Bonn/Berlin · Alexander Giesecke und Nicolai Schork machen mit „The Simple Club“ Mathe und Co. zum Netzereignis. Den Schülern wird Wissen vermittelt - aber mit frechen Sprüchen und witzigen Ideen.

 Machen aus Mathe und Co. coolen Videostoff: Nicolai Schork (l.) und Alexander Giesecke.

Machen aus Mathe und Co. coolen Videostoff: Nicolai Schork (l.) und Alexander Giesecke.

Foto: Privat

Wie war das noch gleich mit der Proteinbiosynthese? Wie bestimme ich die Nullstellen einer Funktion? Und warum genau gab es die Kreuzzüge? Solche oder ähnliche Fragen plagen wohl so manch einen Schüler – und sorgen mutmaßlich für einen verspannten Nacken über dem Schulbuch, weil vielleicht das Abi naht oder zumindest die nächste Klausur. Doch ohne sich durch einen Dschungel aus Fachsprache und Zahlenwirrwarr zu kämpfen, kommt man ja nicht an Informationen, oder? – Doch, es geht auch einfacher – im Wortsinn: Es gibt das Internet – und „The Simple Club“.

Wie alles anfing

Der Name fasst das Konzept der Youtuber Alexander Giesecke und Nicolai Schork gut zusammen: Schülerfragen kurz und knackig – und eben simpel – beantworten. Seit fünf Jahren arbeiten die beiden Schulzeitfreunde mit ihrem Team nun schon an der Online-Nachhilfe. Von Berlin aus befassen sie sich mit sämtlichen Themen aus bislang acht Fächern, die sie in drei- bis zehnminütigen Videos auf Youtube erklären. Dabei wird darauf geachtet, das Publikum locker anzusprechen.

Wie kommt man auf diese Idee? „Angefangen hat das vor fünf Jahren mit Mathe“, sagt Giesecke. „Damals gab es noch kaum Nachhilfe-Videos auf Youtube, und die, die es gab, waren ziemlich schlecht. Wir dachten: Wir bauen die coolste Online-Nachhilfe Deutschlands auf.“ Zu diesem Zeitpunkt gingen die beiden heutigen Studenten selbst noch in die elfte Klasse eines Gymnasiums in Mosbach. Aus der Idee wurde ein Unternehmen mit 28 Mitarbeitern. Ihr Motto erklärt womöglich den Erfolg: „Die Videos sollen sich so anhören, als würde man das Thema einem Kumpel per Whatsapp-Sprachmemo erklären“, sagt Giesecke.

Etwa zwei Jahre, nachdem Giesecke und Schork ihren ersten, mit Mathethemen gefüllten, Kanal „TheSimpleMaths“ eingerichtet hatten, erweiterten sie ihr Angebot zunächst um drei weitere Kanäle für die Fächer Biologie, Chemie und Physik – später kamen auch noch Wirtschaft, Geografie, Geschichte und Informatik dazu. Ihre Kanäle haben heute zwischen 50.000 und über 500.000 Abonnenten. Die Skripte der Videos werden von Studenten in höheren Semestern der Fächer geschrieben. Das ist laut Giesecke optimal, weil die sich noch an den Schulstoff erinnern, aber mehr Wissen als die Schüler haben und weiter lernen: „Wir hatten die Theorie, dass Absolventen ein Fach schlechter erklären können; das wurde jetzt auch nachgewiesen.“

Videos im Unterricht

Der Simple Club kommt nicht nur bei Schülern gut an: Einige Lehrer integrieren die Videos mittlerweile in ihren Unterricht und halten viel davon. „Viele Schüler haben uns überhaupt erst durch ihre Lehrer kennengelernt“, so Giesecke. Die üben manchmal auch Kritik. Wenn Sätze fallen wie „So sieht die Funktion aus“, kritisieren Lehrer, das sei nicht wissenschaftlich ausgedrückt. Genau das ist aber das Ziel der Nachhilfe-Kumpels: den Schulstoff möglichst einfach rüberzubringen.

Die Sorge, in einem Video auch einmal Fehlinformationen an so viele Jugendliche weiterzugeben, ist bei dem Team groß: „Bisher haben wir aber noch nie etwas Falsches hochgeladen. Es gab höchstens mal einen Tippfehler, bei einer bestimmten Jahreszahl zum Beispiel. So etwas fällt unseren Abonnenten dann aber schnell auf und wird sofort korrigiert“, erklärt der Maschinenbaustudent. „Da hilft uns dann sozusagen die Intelligenz der Masse“, führt Giesecke lachend fort.

Nachhilfe auch außerhalb von Youtube

Inzwischen ist das Lernprogramm nicht mehr nur auf Youtube begrenzt. Das Team des Simple Clubs hat eine Lernplattform namens „The Simple Club+“ entwickelt, bei der man im kostenpflichtigen Monatsabo alle Videos werbefrei sehen kann – plus Übungsaufgaben mit Lösungswegen. Die Geschäftsführer wollten nicht mehr nur von der Zusammenarbeit mit Youtube abhängig sein.

Und wo stehen sie selbst in Sachen Ausbildung? Alexander Giesecke strebt dieses Jahr seinen Bachelorabschluss in Maschinenbau an. Bei Nicolai Schork sieht es mit Medieninformatik genauso aus. „Ob wir direkt den Master machen, wissen wir noch nicht“, sagt Giesecke. „Unser Fokus liegt erst einmal auf dem Unternehmen. Es läuft ja gut – und wenn ich die Wahl habe, drei Stunden etwas für die Uni zu lernen, von dem ich vieles in der Realität kaum anwenden kann, oder die Zeit in den Club zu investieren, fällt mir die Entscheidung nicht schwer.“

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