Modeblog "Found on the street" So schön kann Kleidung von der Straße sein

Berlin · Zwei Berlinerinnen tragen die Kleidung, die andere aussortiert oder verloren haben und dokumentieren ihre modischen Entdeckungen auf ihrem Instagram-Account. So schön hat man alte Kleider noch nicht gesehen.

Folgen sie dem allgemeinen ökologischen Trend zum Teilen? Wollen sie Geld sparen? Oder haben sie einfach einen eigenwilligen Stil? Fest steht, Anna Vladi und Karina Papp sind ziemlich kreativ, was ihre Garderobe betrifft. Dabei scheuen sie sich nicht vor ein bisschen Dreck oder Bakterien an der Kleidung, die sie auf den Straßen aufsammeln.

Die beiden jungen Frauen kommen gebürtig aus Russland und haben zusammen in St. Petersburg studiert. Vor über fünf Jahren sind sie nach Deutschland gekommen. Im Herbst letzten Jahres haben sie ihren Instagram-Account "found_on_the_streets" erstellt. Dort posten sie Fotos von sich selbst und anderen Menschen in Kleidern, die sie auf den Straßen Berlins oder im Ausland gefunden haben. In ihrer Ankündigung für das Modeprojekt schreiben sie: "Seit ein paar Jahren kaufen wir nicht wirklich Kleidung mehr. Irgendwie findet sie ihren Weg zu uns: Wir finden sie auf der Straße, bekommen sie von Freunden oder entdecken gottverlassene Schönheiten in Second-Hand-Shops."

In einem Interview mit dem Online-Magazin ze.tt erzählt Karina, dass sie auf Instagram immer wieder Fotos von Menschen gesehen hat, die alle möglichen Marken darauf vertaggen. Sie und Anna sammeln schon länger Kleidung von der Straße auf - und beschlossen, dass sie anderen Menschen zeigen wollen, wie schön Kleidung sein kann, die nicht viel gekostet hat. Auf Instagram schreiben sie, dass sie mit ihrem Projekt keine moderne Philosophie begründen, sondern lediglich zeigen möchten, welche unterschiedlichen Wege es gibt, sich kreativ und modisch zu kleiden. Die Stadt Berlin sei dabei besonders großzügig, sie gebe viel und erwarte nichts im Gegenzug. Damit meinen die beiden zum Beispiel Kisten mit alten Kleidern, die die Berliner einfach auf die Straße stellen, sodass sich jeder daraus bedienen kann.

Neben der Kleidung selbst geht es Anna und Karina vor allem um Nachhaltigkeit. Auf Shopping-Trips und Schnäppchenjagd in den großen Modeketten zu gehen, lehnen sie ab. Sie wollen ein Zeichen gegen Überproduktion und übermäßigen Konsum setzen.

Viele Menschen verbinden mit gebrauchter Kleidung verformte, kaputte und farblose Stücke. Anna und Karina beweisen auf ihrem Blog das Gegenteil - von einem professionellen Blog lässt er sich tatsächlich kaum noch unterscheiden.

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