Rauswurf aus dem Palast Spaniens Altkönig Juan Carlos verlässt wegen Korruptionsvorwürfen das Land

Madrid · Seit Tagen gab es Gerüchte, dass Juan Carlos I. Spanien den Rücken zukehren werde. Am Montagabend kam dann die offizielle Bestätigung: Das frühere königliche Staatsoberhaupt Spaniens verlässt das Land. Ein Ziel ist noch nicht bekannt.

 Trotz mancher frühen Verdienste etwa um die Erhaltung von Spaniens Demokratie ist Ex-König Juan Carlos mittlerweile in Ungnade gefallen.

Trotz mancher frühen Verdienste etwa um die Erhaltung von Spaniens Demokratie ist Ex-König Juan Carlos mittlerweile in Ungnade gefallen.

Foto: picture alliance/dpa/Francisco Flores Seguel

Es ist kein freiwilliger Abschied, sondern eine weitere Abstrafung von Juan Carlos durch seinen Sohn, Felipe VI., der bereits Mitte März mit seinem Vater gebrochen hatte. Damals, als sich der Verdacht illegaler Geschäfte gegen Juan Carlos verdichtete, hatte Felipe verkündet, dass er auf alle finanziellen Erbansprüche gegenüber seinem Vater verzichten werde. Auch strich er Juan Carlos die jährliche Zuwendung von nahezu 200 000 Euro. Der Auszug des 82-jährigen Königs im Ruhestand aus dem Palast ist nun eine weitere Sanktion und kommt einem Rauswurf gleich.

In einer Erklärung Juan Carlos’ wird dieser Familienkrach hinter diplomatischen Floskeln verborgen. In dem Schreiben spricht Juan Carlos von einer „reiflich überlegten Entscheidung“, mit welcher er die Monarchie vor weiterem Schaden bewahren wolle.

Zu dem auf ihm lastenden Verdacht des Steuerbetrugs, der Geldwäsche und der Korruption ging er nicht ein. Juan Carlos spricht in der kurzen Erklärung lediglich von „bestimmten vergangenen Ereignissen in meinem privaten Leben“, die öffentliche Auswirkungen gehabt hätten.

Ansehen vom Königshaus ist gefallen

Mit seiner Abreise aus Spanien, so schreibt er in dem an den „lieben Felipe“ gerichteten Dokument, wolle er dazu beitragen, „die Ausübung deines Amtes zu erleichtern“. Die Vorwürfe gegen Juan Carlos, die staatsanwaltliche Ermittlungen in Genf und in Madrid ausgelöst hatten, waren in den letzten Monaten zu einer schweren Belastung für Felipe geworden. Die Popularität des Königshauses sank in Umfragen auf einen Tiefpunkt.

„Das Verhalten von Juan Carlos als Privatperson hat die große Mehrheit der Spanier enttäuscht“, kommentierte bereits vor einigen Tagen Spaniens einflussreichste Tageszeitung „El País“. Immer neue Dokumente, die den Medien zugespielt worden waren, untermauern den Verdacht, dass Juan Carlos jahrzehntelange Millionengelder auf Schweizer Geheimkonten versteckte.

Zudem gehen die Ermittler Hinweisen nach, wonach die Bankkonten mit Schmiergeldern gefüllt worden sein sollen. Hohe Summen, die Juan Carlos für die Vermittlung von Geschäften zwischen der spanischen Industrie und mehreren arabischen Ländern kassiert haben könnte. Juan Carlos war von 1975 bis 2014 Spaniens Staatsoberhaupt. 2014 musste er wegen der Auswirkungen eines anderen Skandals abdanken.

Auslöser war damals eine luxuriöse Elefantenjagd in Botswana, bei der sich Juan Carlos die Hüfte gebrochen hatte. Dadurch war herausgekommen, dass er nicht von Königin Sofía, sondern von seiner bis dahin unbekannten Geliebten, der deutschen Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, begleitet wurde. „Es tut mir sehr leid“, sagte er damals vor laufenden Kameras. „Ich habe einen Fehler gemacht. Das wird nicht mehr vorkommen.“

Süchtig nach Reichtümern

Kurz nach diesem Sündenfall ging seine Beziehung zu Sayn-Wittgenstein in die Brüche. Seitdem ist es mit der Freundschaft aus. Gerade erst sind wieder Audio-Bänder aufgetaucht, in denen man hört, wie die Ex-Geliebte gegenüber einem spanischen Polizeioffizier ihr Herz ausschüttet. In den Tonaufnahmen berichtet sie wenig Schmeichelhaftes über Juan Carlos. Die Aufnahmen, die 2016 in dem vertraulichen Gespräch mit dem Polizeikommissar in London entstanden, wurden offenbar ohne ihr Wissen von dem Beamten gemacht und nun von der Online-Zeitung „OkDiario“ veröffentlicht.

Auf den Tonbändern, deren Echtheit bisher nicht angezweifelt wurde, plaudert die frühere „amiga“ über die illegalen Praktiken Juan Carlos’. So habe er öfter, wenn er aus arabischen Staaten zurückgekehrt sei, große Mengen von Geld mitgebracht. „Ich habe ihn das Geld zählen sehen. Er verhält sich dabei wie ein Kind.“ Juan Carlos sei „süchtig“ nach Reichtümern: „Er ist besessen – von Gold, Diamanten und Uhren.“

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