Sätze des Corona-Jahres Wie das Virus unser Reden verändert hat

Bonn · Eine Maskenpflicht gab es früher nur an Karneval und Wörter wie Inzidenzwert gehen uns inzwischen leicht über die Lippen, die wir natürlich hinter einem Schnüssjardinchen verbergen. Diese neuen Sprüche haben wir 2020 verwendet.

 Auch der Weihnachtsmann hat eine Maske bekommen.

Auch der Weihnachtsmann hat eine Maske bekommen.

Foto: dpa/Robert Michael

Das Coronavirus war und ist 2020 das Gesprächsthema schlechthin gewesen. Corona war das neue Wetter. Das heißt: Nein, natürlich nicht. Denn das Thema Wetter ist ja für seine weitgehende Unverfänglichkeit bekannt - und Corona ist das keineswegs.

Erwartbar wurde der Begriff „Corona-Pandemie“ zum Wort des Jahres gekürt, in der Liste der Wörter des Jahres der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden befanden sich auch Ausdrücke wie Lockdown, systemrelevant, Triage, Geisterspiele und AHA (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmasken tragen). Im Englischen hat sich dafür das weitaus griffigere „Hands, Face, Space“ durchgesetzt.

Neben einzelnen angesagten Wörtern sind Millionen Menschen auch den immer wieder selben Sätzen ausgesetzt gewesen. Einige Beispiele:

  • Bleiben Sie gesund!“ Wünsche wie dieser wurden zum neuen Standard für Grußformeln.
  • „Wie sind die aktuellen Zahlen?“ Das tägliche (mehrfache) Checken von Daten des Robert Koch-Instituts oder der Johns-Hopkins-Universität gehört für viele zum Alltag.
  • Dein Mikro ist aus!“ Vielleicht einer der häufigsten Sätze aus Videokonferenzen mit Menschen im Homeoffice.

Auch beim Einkaufen finden sich vollkommen neue Ausdrücke:

  • „Bitte Abstand halten“ gilt in diesem Jahr erstmals auch für Fußgänger und vielerorts gilt: Ein Einkaufswagen pro Person.
  • Geschäfte teilen uns mit, dass sie „weiterhin geöffnet“ haben - daran hätte 2019 wohl niemand gezweifelt.
  • „Sind Sie das Ende der Schlange?“ - Fast wie beim britischen Klischee übten sich Menschen im Anstehen. Bei deutlich größerem Abstand war aber manchmal unklar, wer vielleicht nur wartet.

Masken sind im Alltag angekommen und auch im regionalen Sprachgebrauch. Die Seite verliebtinkoeln.com hat kölsche Bezeichnungen für den „Mund-Nasen-Schutz“ gesammelt. Darunter auch:

  • Schnüssjardinche, Anti Schwaadlappe, Jeseechsbehang, Kölschfilter und Bützjekondom

Deutschlandweit hat die Alltagsmaske regionale Namen bekommen. Sie heißt auch

  • Schnutenpulli, Goscherl-Bedeckung oder „neue Berliner Schnauze“.

Freizeit, Schule, Urlaub - überall sprachen wir über Corona

Das Virus macht auch in der Freizeit keine Pause, also sprechen wir darüber:

  • „Wir sind so froh, dass wir den Garten haben.“ - Ein Ausruf, der gerade im ersten Lockdown im Frühjahr öfter zu hören war. Statt in den Osterferien zu verreisen renovierten manche die Terrasse.
  • „Draußen ist es mit Corona ja nicht so ein Problem.“ - So brachten die Leute vor allem im Sommer ihre Erleichterung zum Ausdruck. An der frischen Luft ist das Infektionsrisiko niedriger als in Räumen.
  • „Hier in Deutschland ist es ja auch ganz schön.“ - Überhaupt mussten Urlaubspläne in diesem Jahr geändert werden. Statt Mallorca und Türkei zog es viele an die Ostsee oder in die Alpen.

Die Schule hat Corona kräftig durcheinander gewirbelt. Da ist für viele klar: „Homeschooling nervt“. Das galt nicht nur für Schüler. Auch viele Eltern fluchten über den Unterricht daheim.Lehrer sagen anschließend Sätze, wie:

  • „So, 20 Minuten sind wieder rum. Jacken anziehen, wir lüften.“ - Auch so ein Satz, mit dem Lehrer in Corona-Zeiten ihre Schüler in Klassenräumen quälen mussten.„Leon, setzt du bitte die Maske richtig auf?!“ „Doch! Auch über die Nase!“ - So ermahnten Lehrer ihre Schüler, wobei Leon natürlich auch Sophie, Marie, Charlotte, Max, Paul oder Mohamed heißen kann.
(ga/dpa)
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