Krankheitsbedingter Ausfall Stewardess übernimmt Platz des Copiloten

Hannover · Ein Pilot fällt krank aus, eine Stewardess springt ein: Was Hollywood in seinen Filmen immer wieder erfolgreich inszeniert, wird über dem Mittelmeer wahr. Die berufliche Weiterbildung der Flugbegleiterin war ein Glücksfall.

 Eine Boeing 737-800 der deutschen Fluggesellschaft Tuifly.

Eine Boeing 737-800 der deutschen Fluggesellschaft Tuifly.

Foto: dpa

Alles richtig gemacht: Eine Stewardess hat einen Copiloten mit Kreislaufproblemen im Cockpit eines Ferienfliegers erfolgreich ersetzt. „Die Crew hat sich dabei vorbildlich verhalten“, bestätigte Jan Hillrichs, der Sprecher der in Hannover ansässigen Airline TuiFly. Der Vorfall an Bord der zweistrahligen Boeing 737-800 hatte sich nach Angaben der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) am 11. Oktober 2016 in französischem Luftraum ereignet. Nach Abschluss der BfU-Untersuchung wurde er nun durch einen Bericht der „Neuen Presse“ bekannt.

„Sowas kommt extrem selten vor, und die Sicherheit war in keiner Weise beeinträchtigt“, erklärte Hillrichs. Nach seiner Darstellung war der Copilot gegen 5.30 Uhr nach einem Toilettengang plötzlich wegen Schwindels und niedrigen Blutdrucks ausgefallen. Daraufhin nahm die Stewardess seinen Platz ein und half dem Piloten bei der Landung. Dabei wird unter anderem eine Checkliste abgearbeitet, die sie dem verbliebenen Flugzeugführer vorlas. „Wir haben das abschließend untersucht und intern bewertet - die Sicherheit war zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt“, bestätigte BfU-Sprecher Germout Freitag.

Der Jet mit seinen 190 Menschen an Bord landete sicher auf Mallorca. Bei der zum Tui-Reisekonzern gehörenden Airline sind bisher keine ähnlichen Vorfälle bekanntgeworden. „Piloten können das Flugzeug jederzeit auch problemlos alleine landen, sowas ist Teil der Pilotenausbildung und wird immer wieder im Simulator geübt“, sagte Markus Wahl von der Pilotenvereinigung Cockpit. Der Flugzeugführer könne aber in Extremsituationen wie in diesem konkreten Fall dann individuell entscheiden, wen er zur Entlastung in den Copilotensitz setze.

Die Flugbegleiterin, die sich betriebsintern als Flugsicherheitsexpertin weitergebildet hatte, soll nach Angaben von Hillrichs für ihren Hilfseinsatz im Cockpit eine Anerkennung bekommen. Der Copilot flog am Folgetag nach der Landung als Passagier zurück zur Tuifly-Heimatbasis in Hannover.

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