Streit ums Zeugnis: Eltern beschweren sich gegen Zensuren

Münster · Am Freitag gibt es wieder Halbjahreszeugnisse. Bei schlechten Zensuren sind die Sorgen vieler Eltern groß: Wird es beim Nachwuchs einmal für den Traumjob reichen? Mancher legt dann bei der Schule Widerspruch gegen Noten ein. Wie viele Widersprüche gibt es in NRW?

 Ein Zeugnis.

Ein Zeugnis.

Foto: Ina Fassbender/Archiv

Egal, ob Medizinstudienplatz oder die Ausbildung zum Mediengestalter: Um in beliebten Berufen Fuß zu fassen, brauchen Jugendliche häufig gute Noten. Am Freitag schauen viele Eltern deshalb bei den Halbjahreszeugnissen wieder ganz genau hin. Und längst nicht immer werden die Zensuren einfach akzeptiert. Werden Noten als ungerecht empfunden, legen Eltern durchaus Beschwerde oder Widerspruch ein. Laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW kommt das in den letzten Jahren immer häufiger vor. "Nach unserem Eindruck stellen Eltern öfter als früher die Kompetenz der Lehrkräfte in Frage", sagt Berthold Paschert, Sprecher der GEW NRW. Häufigere Beschwerden seien die Folgen. Wie viele Widersprüche gibt es?

Wer sich gegen Noten zur Wehr setzen will, muss sich in einem ersten Schritt an die Schule wenden. Wie viele Beschwerden gegen Noten es NRW-weit an den Schulen gibt, lässt sich nicht sagen. Kommt die Schule allerdings zur Auffassung, korrekt benotet zu haben, und die Eltern halten am Widerspruch gegen die Note fest, prüft in einem zweiten Schritt die Bezirksregierung. Denen liegen Zahlen vor - und hier gibt es NRW-weit kein einheitliches Bild.

Im Regierungsbezirk Detmold ist die Zahl der Widersprüche von Eltern gegen Noten deutlich angestiegen. Pro Schuljahr wurden in den vergangenen Jahren immer rund 80 Widerspruchsverfahren per Bescheid abgeschlossen, wie ein Sprecher der Bezirksregierung Detmold mitteilte. Diese Zahl sei seit Jahren konstant gewesen. Im Schuljahr 2016/17 sei die Zahl dann auf 112 abgeschlossene Widerspruchsverfahren angestiegen. Es bleibe abzuwarten, ob dies ein Trend sei, sagte der Sprecher weiter.

In den drei Regierungsbezirken Köln, Münster und Arnsberg ist die Zahl der Widerspruchsverfahren dagegen zuletzt rückläufig. In Köln gab es im Schuljahr 2015/2016 über alle Schulformen hinweg 258 Vorgänge, im Schuljahr 2016/2017 waren es 214. Im Regierungsbezirk Münster waren es im Schuljahr 2015/2016 80 Widersprüche, im Schuljahr 2016/2017 waren es 72. In Arnsberg waren es im Schuljahr 2013/2014 192 Widersprüche und Beschwerden, im Schuljahr 2014/2015 130 Widersprüche und Beschwerden, im Schuljahr 2015/2016 137 Widersprüche und Beschwerden und im Schuljahr 2016/2017 122 Widersprüche und Beschwerden. Der Bezirksregierung Düsseldorf lagen keine Zahlen vor.

Bei den Bezirksregierungen lässt sich also kein gemeinsamer eindeutiger Trend feststellen. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass Eltern sich häufiger beschweren. Denn es ist denkbar, dass sich immer mehr Eltern und Lehrer bereits in einem frühen Stadium einigen und der Streit gar nicht bis zur Bezirksregierung gelangt.

Zu den Erfolgsaussichten von Eltern mit solchen Widersprüchen lässt sich auch noch etwas sagen: Zumindest im Regierungsbezirk Detmold sei ein Widerspruchsverfahren in viele Fällen nicht erfolgreich, erklärte ein Sprecher. Notenkorrekturen kämen seitens der Bezirksregierung nur vereinzelt vor. Im Schuljahr 2016/17 habe es 16 Fälle gegeben bei 112 Verfahren. Die Eltern können dann noch klagen. Im Schuljahr 2016/17 hat es im Regierungsbezirk Detmold laut dem Sprecher acht Klageverfahren gegeben, von denen zwei durch einen Vergleich beendet wurden. Die übrigen seien noch nicht entschieden.

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