Bonner Forschungsteam entdeckte Gendefekt "Struwwelpeter-Mädchen" begeistert soziale Medien

Bonn/Chicago · Wer zuletzt in den sozialen Medien unterwegs war, ist vielleicht über ein Mädchen gestolpert, das ganz besondere Haare hat. Der Grund dafür ist ein Gendefekt, der im Jahr 2016 von einem Bonner Forschungsteam entdeckt wurde.

Die Amerikanerin Cara McGowan aus Chicago sorgt in diesen Tagen vor allem in den sozialen Medien durch Postings mit Bildern ihrer Tochter für Furore. Der Grund dafür sind die außergewöhnlichen Haare der einjährigen Taylor. Denn das Mädchen hat das sogenannte "Struwwelpeter-Syndrom", wodurch ihre Haare sehr wuschelig aussehen, nur schwer zu kämmen sind und regelrecht zu Berge stehen.

Durch regelmäßige Postings möchte Taylors Mutter mehr Aufmerksamkeit und Toleranz für das "Struwwelpeter Syndrom" schaffen, von dem es auch in Deutschland schätzungsweise 1000 Fälle gibt. Und so entstehen jeden Tag neue Fotos von Taylor, die von ihrer Mutter liebevoll "Baby Einstein 2.0" genannt wird und in den sozialen Netzwerken den Hype um die "Struwwelpeter" auslöst.

Ursache für Syndrom wurde 2016 von Bonner Forschern entdeckt

Seit 2012 forschte Professorin Regina Betz gemeinsam mit ihrem Team am Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn an dem sogenannten "Struwwelpeter-Syndrom". Drei Gene habe das Team als ursächlich für die unkämmbaren Haare identifiziert, sagt Betz. "Wenn nun in einem der drei Gene eine Veränderung vorliegt, kann sich das Haar nicht mehr richtig bilden." Der Prozess, der für die Bildung der Haarstruktur verantwortlich ist, sei überaus komplex.

Vor sechs Jahren hatte das zehnköpfige Team des Uniklinikums Bonn gemeinsam mit anderen Kooperationspartnern damit begonnen, die Ursache für das Syndrom zu erforschen. Dafür untersuchten sie 16 Fälle aus ganz Europa. Nach der Berichterstattung in den Medien meldeten sich dann rund 100 weitere Familien, in denen ein oder mehrere Angehörige von diesem Syndrom betroffen sind.

Sowohl Kinder als auch Erwachsene können vom Struwwelpeter-Syndrom betroffen sein. Doch die Struktur der Haare verbessere sich häufig zwischen dem siebten und zehnten Lebensjahr, so dass die Auffälligkeit abnimmt und man die Haare auch wieder leichter kämmen kann.

Diese Nachricht wird die kleine Taylor bestimmt auch freuen, die ihre Familie und Fans bis dahin weiter mit ihren wuscheligen Haaren begeistern kann.