Studie: Winzige Plastikteilchen flächendeckend in Gewässern

Karlsruhe · Drastische Bilder von Plastikmüll in Weltmeeren gibt es zuhauf. Aber auch winzige Plastikteilchen in Binnengewässern könnten dem Ökosystem gefährlich werden. Eine Pilotstudie in fünf deutschen Bundesländern liefert dazu Daten. Für Schlussfolgerungen ist es aber noch zu früh.

Eine weggeworfene Plastiktüte treibt im Wasser.

Eine weggeworfene Plastiktüte treibt im Wasser.

Foto: Patrick Pleul/Archiv

Winzige Plastikmüllpartikel kommen inzwischen nahezu flächendeckend an der Wasseroberfläche von Fließgewässern vor. Zu diesem Ergebnis kommt eine länderübergreifende Pilotstudie, die die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen einbezieht. Dafür wurden von den jeweiligen Landesumweltämtern zwischen Herbst 2014 und Herbst 2015 an 52 Messstellen im Einzugsgebiet von Rhein und Donau Wasserproben entnommen, teilte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) am Donnerstag mit. Insgesamt seien 19 000 darin gefundene Partikel analysiert worden - mehr als 4300 waren kleine Plastikteilchen, die von weggeworfenem Plastikmüll oder auch Rückständen aus Waschmitteln und Kosmetik stammen.

Insgesamt wurden in den Bundesländern 25 Flüsse und Binnengewässer im Einzugsgebiet von Rhein (37 Messstellen) und Donau (16) sowie der Weser (1) untersucht. Die darin gefunden Plastikteilchen wurden hinsichtlich ihrer Größe, Form und Beschaffenheit analysiert. Den Startschuss für die Studie hatte im August 2014 Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) gegeben. Schnell hatten sich dann auch die anderen Bundesländer dem Projekt angeschlossen.

Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie befinden sich in Reinigungsmitteln wie Waschpulver, Shampoo sowie in Kosmetik und gelangen über das Abwasser in die Umwelt. Außerdem entstehen sie, wenn sich weggeworfene Plastiktüten oder -flaschen zersetzen oder wenn sie beim Waschen aus Synthetik-Kleidung gelöst werden. Der Minimüll findet sich nicht nur längst in Flüssen und Meeren, sondern wurde auch bereits in arktischem Eis, weit weg von menschlicher Besiedelung nachgewiesen.

Über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt ist noch wenig bekannt und die Forschung dazu jung. "Daher sollten die Daten mit entsprechender Vorsicht interpretiert und eine Überinterpretation vermieden werden", hieß es. Weitere Forschungen seien dringend nötig und müssten auf Bundes- und EU-Ebene vorangetrieben werden.

In den elf in Baden-Württemberg untersuchten Gewässern - Bodensee, sowie am Hochrhein und am südlichen Oberrhein - fanden die Forscher um den Tierökologen Christian Laforsch von der Universität Bayreuth so gut wie keine größeren Plastikstücke, sondern fast nur kleine Teilchen. "Es muss von einer zivilisatorischen Grundlast von Mikroplastik in den Gewässern ausgegangen werden", hieß es. Den Angaben zufolge handelt es sich bei der Studie um einen der größten vergleichbaren Datensätze zu Mikroplastik-Partikeln in Fließgewässern.

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