Tödlicher Schnaps Türken greifen wegen hoher Alkohol-Steuern zu mehr Fusel

Istanbul · In Krisenzeiten trinken die Menschen mehr. Das ist auch in der Türkei so. Nur dass hohe Steuern das Nationalgetränk Raki unerschwinglich machen. Also wird gepanscht. Da wird es lebensgefährlich.

 Der klare Raki ist ein Nationalgetränk in der Türkei – und vielen Türken längst zu teuer.

Der klare Raki ist ein Nationalgetränk in der Türkei – und vielen Türken längst zu teuer.

Foto: dpa/Axel Heimken

Mehr als 18 Euro für eine Flasche Schnaps: Das war Soner Dolukan offenbar zu teuer. Der 48-jährige Fischer aus Kiyiköy an der Schwarzmeerküste im europäischen Teil der Türkei kaufte sich deshalb vergangene Woche zusammen mit drei Kollegen ein paar Liter Roh-Alkohol, mischte sich seinen eigenen Schnaps und zechte mit seinen Kollegen am Hafen. Solukan und zwei seiner Freunde starben an dem Fusel, der vierte kämpft im Krankenhaus um sein Leben. Gepanschter Schnaps hat allein in diesem Monat schon fast 70 Menschen in der Türkei getötet. Das sind nach Zahlen der Zeitung „Sözcü“ zweimal so viele Todesopfer wie in den vergangenen zwei Jahren zusammen. Die Opposition fordert eine Senkung der exorbitanten Alkohol-Steuern, doch die islamisch-konservative Regierung hat andere Prioritäten.