TV-Kritik „Tatort“ trifft auf Tarantino

Bonn · Der neue „Tatort“ am Sonntag mit Ulrich Tukur als Felix Murot sprengt erneut die Grenzen der Krimi-Reihe. Die neue Folge ist irre, gut, aber auch sehr brutal.

Fassungsloser Beobachter: Hauptkommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) verfolgt, was sich vor Wache 08 abspielt.

Fassungsloser Beobachter: Hauptkommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) verfolgt, was sich vor Wache 08 abspielt.

Foto: picture alliance/dpa/Bettina Müller

Wache 08 steht kurz vor der Abwicklung. Die alte Polizeistation im Niemandsland zwischen Frankfurt und Offenbach ist nur noch ein Museum. Zwei Beamte versehen dort ihren Dienst: Cynthia Roth (Christina Große) und Walter Brenner (Peter Kurth). Letzterer ist ein alter Freund von Felix Murot (Ulrich Tukur), man kennt sich aus gemeinsamen BKA-Tagen. Das Wiedersehen ist herzlich, aber auch wehmütig. Allerdings bleibt bei Murots Besuch schnell keine Zeit mehr für Sentimentalitäten.

Ein Gefangenentransporter strandet aufgrund einer Reifenpanne vor dem musealen Revier. Kurze Zeit später taucht eine Verbrecherbande auf – und die Hölle bricht los. Bereits frühere „Tatorte“ mit Murot haben das sonntägliche Krimi-Format gesprengt.

Die aktuelle Tatort-Folge „Angriff auf Wache 08“ mag vom Titel her langweilig klingen, ist aber das krasse Gegenteil. Sie ist von der ersten Minute an packend und besticht durch erstklassig gespielte Figuren, atmosphärische Kulissen, knallharte, sarkastisch-komische Dialoge sowie eine fantastische musikalische Untermalung.

Mit einem „Tatort“ hat das Ganze allerdings wenig zu tun. Vielmehr wollten die Macher offenbar auf den Spuren des Kult-Regisseurs Quentin Tarantino wandeln. Dabei haben sie jedoch die eigentliche Handlung aus den Augen verloren, was den Gesamteindruck aber überraschenderweise nur wenig trübt. Den Vorwurf, für die Sendezeit vielleicht zu brutal vorzugehen, müssen sich die Macher indes gefallen lassen.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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