Erfahrungsbericht Tattoos liegen auch bei Senioren im Trend

Bonn · Tätowierungen werden in Deutschland immer beliebter. Doch der Trend ist nicht nur bei jungen Menschen erkennbar - auch Senioren tragen zunehmend Farbe unter der Haut. Ein 66-jähriger Bonner berichtet.

 Hans-Gerd Wunder zeigt seine neuen Tattoos.

Hans-Gerd Wunder zeigt seine neuen Tattoos.

Foto: Emma Dietl

Egal ob ein geschwungener Schriftzug, ein kleines Motiv in Schwarz-Weiß oder bestückt mit vielen bunten Farben: Tattoos werden bei Deutschen immer beliebter. Laut einer Umfrage der Statistikdatenbank Statista trägt jeder vierte Volljährige in Deutschland mindestens ein Tattoo. Und die Nachfrage wächst. Wer bereits ein Tattoo hat, will oft noch weitere, bestätigt Dirk-Boris Rödel vom Bundesverband für Tattoos.

Auch Angebote gibt es genug. Etwa 7000 Tattoo-Studios sind laut einer Schätzung des Wirtschaftsmagazins "Brandeins" in Deutschland registriert. In Bonn findet sich ebenfalls eine Vielzahl an Studios in der Innenstadt und der Umgebung, die hauptsächlich von jungen Menschen besucht werden. "Die meisten Kunden sind zwischen 25 und 35 Jahre alt ", bestätigt eine Tätowiererin aus dem "Tintenstich" in der Bonner Altstadt. In den letzten Jahren sollen allerdings nicht nur junge Kunden das Studio besucht haben.

Tattoo-Trend bei Senioren

Auch Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren lassen sich tätowieren. Einige sind Wiederholungstäter, für andere ist es das erste Tattoo. Auch der Bonner Laden "Tintenstich" verzeichnet häufiger ältere Kunden jenseits der 60. Hans-Gerd Wunder hat sich dort vor ein paar Wochen im Alter von 66 Jahren seine ersten beiden Tattoos stechen lassen. Zwei Sternzeichen im geometrischen Stil zieren nun seine Unterarme - der Steinbock für ihn und ein Löwe für seinen verstorbenen Bruder.

"Ich wollte ein Andenken an meinen Bruder, das für immer bleibt, keine Kette oder ein Armband." Die Idee einer Erinnerung war schon länger geplant, doch die Entscheidung, diese in Form eines Tattoos zu verpacken, sei dem ehemaligen Telekom-Mitarbeiter spontan gekommen. In seinem Freundes- und Bekanntenkreis sei er nun der einzige Tätowierte.

Tätowierungen werden mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert. "Früher galten Tätowierte als Rebellen oder Außenseiter. Das hat die Generation verunsichert", so Rödel vom Bundesverband für Tattoos. "Heute sind Stars wie Schauspieler und Fußballer ebenfalls tätowiert. Das Interesse wächst bei allen Generationen."

Auch Wunder hat sich nach eigener Aussage von anderen inspirieren lassen. Heute würde er Freunde motivieren, sich ebenfalls ein Tattoo zu stechen. "Für Tattoos braucht man eine besondere Einstellung, ich selber habe eine freundliche Lebensphilosophie", erzählt Wunder mit einem Lächeln. Für den 66-Jährigen seien die Tattoos nicht nur von ästhetischer Bedeutung, sondern vor allem der persönliche Hintergrund sei ausschlaggebend gewesen. "Bilder auf der Haut erzählen eine Geschichte und können die verschiedensten Bedeutungen haben." Seine Tattoos bereut Wunder kein bisschen. Im Gegenteil: "Ich hätte mich früher trauen sollen."

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