Entsetzen auf Teneriffa Vater soll Kinder ins Meer geworfen haben

Madrid · Mehrere Wochen lang wurden die sechs Jahre alte Olivia und ihre einjährige Schwester Anna auf Teneriffa vermisst. Eine der größten Suchaktionen der vergangenen Jahre brachte nun traurige Gewissheit über das Schicksal der Mädchen.

 Das ozeanographische Schiff „Angeles Alvarino“ ist an der Suche nach den vermissten Mädchen beteiligt.

Das ozeanographische Schiff „Angeles Alvarino“ ist an der Suche nach den vermissten Mädchen beteiligt.

Foto: dpa/---

Seit mehr als sechs Wochen wurden die sechsjährige Olivia und ihre einjährige Schwester auf der Urlaubsinsel Teneriffa vermisst. Das Verschwinden der beiden Kinder einer deutschstämmigen Mutter löste eine der größten Suchaktionen seit Jahren in Spanien aus. Nun bestätigte sich der furchtbare Verdacht der Ermittler, dass der Vater die beiden Mädchen anscheinend getötet und von seinem Sportboot aus in den Atlantik geworfen hat. Hintergrund der Tat ist offenbar, dass sich der Vater an seiner Frau rächen wollte, nachdem die Beziehung zwischen den beiden in die Brüche gegangen war.

 Der Unterwasserroboter eines Suchschiffs entdeckte nun fünf Kilometer vor der Küste in tausend Meter Tiefe eine große Tasche mit dem Körper Olivias. An der Tasche war ein Anker befestigt. Eine weitere an den Anker gebundene Tasche war leer. Die Polizei glaubt, dass sich in der zweiten Tasche der Körper von Olivias jüngerer Schwester Anna befand. Das Suchschiff machte den grausigen Fund bereits am Donnerstag, die Nachricht wurde aber erst in der Nacht zum Freitag bekannt.

Spuren hatten das Schlimmste befürchten lassen

Das Spezialschiff „Ángeles Alvariño“, das mit einem Tiefseeradar Objekte auf dem Meeresboden aufspüren kann, setzte am Freitag die Suche fort, um den Körper der einjährigen Anna zu orten. Die Ermittler gehen davon aus, dass ihr Körper durch Wellen und Strömungen aus der Tasche herausgespült worden sein könnte. Nach dem Verschwinden der Kinder hatten die Spuren bereits das Schlimmste befürchten lassen: Die Polizei hatte am Tag danach das leere Motorboot des Vaters entdeckt, das mehrere Kilometer von der Küste entfernt auf dem Atlantik trieb. Auf der etwa sechs Meter langen Jacht fand man Blut. Und der Bootsanker fehlte.

In der Nacht des Verschwindens teilte der 37 Jahre alte Vater Tomás G. seiner ehemaligen und zwei Jahre jüngeren Lebenspartnerin Beatriz Z. mit, dass sie ihre Kinder nie mehr wiedersehen werde. Zudem soll er zeitgleich per Telefon Abschiedsnachrichten an Freunde und Familienangehörige verschickt haben. Er selbst ist seit dieser Nacht ebenfalls spurlos verschwunden. Vater und Mutter leben seit Monaten in einem Trennungsprozess.

Am fraglichen Abend des 27. April waren die beiden Mädchen, die nach der Trennung mit der Mutter lebten, beim Vater zu Besuch. Die Bilder einer Sicherheitskamera im Hafen der Teneriffa-Hauptstadt Santa Cruz zeigen, wie der Vater spät abends sein Boot mit großen Taschen und Koffern belädt. Darin waren offenbar, vermuten die Ermittler, die Körper von Anna und Olivia versteckt. Vor dem Leichenfund hatte der Unterwasserroboter bereits in großer Tiefe einen leeren Bettbezug und eine stählerne Sauerstoff-Flasche geborgen, die dem Vater, ein begeisterter Sporttaucher, gehörten. Eine der Hypothesen der Ermittler lautet, dass sich G. nach seiner Tat selbst mit einem Sprung ins Wasser das Leben genommen haben könnte. Möglicherweise mit einem Bleigürtel am Leib.

Suchtrupps durchkämmen die Küstenlandschaft

An Land, auf der Insel Teneriffa, hatten Suchtrupps die letzten Wochen die Küstenlandschaft durchkämmt, in der Hoffnung, Hinweise auf die Vermissten zu finden. Die Polizei drehte jeden Stein auf der Finca des Vaters um. Das Privatleben G.s, der aus einer bekannten und wohlhabenden Familie Teneriffas stammt, wurde durchleuchtet. Inzwischen läuft eine weltweite Fahndung nach ihm. Die Mutter, Beatriz Z., hatte sich bis zuletzt an die vage Hoffnung geklammert, dass ihr Ex-Mann die Kinder nicht getötet, sondern nur entführt hatte: „Ich bin sicher, dass es den Kindern gut geht“, hatte sie vor der Entdeckung von Olivias Leiche in den sozialen Netzwerken geschrieben. In einem öffentlichen Brief hatte sie an G. appelliert, den Kindern nichts anzutun. „Ich weiß, dass wir eine große Liebe gemeinsam haben, und zwar unsere Töchter. Und ich weiß, dass du ihnen niemals Schaden zufügen würdest.“

Das Verschwinden der Kinder hatte große Bestürzung in Spaniens Öffentlichkeit ausgelöst. Spaniens Premier Pedro Sánchez sprach nach Bekanntwerden des Leichenfunds von einer „schrecklichen Nachricht“. Die spanische Regierung kämpft seit Jahren mit harten Strafen und großen Aufklärungskampagnen gegen Männergewalt im Land, die sich jedes Jahr in zahlreichen Morden an Frauen und Kindern spiegelt.

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