Türkisch-deutsches Filmfestival unter Protesten eröffnet

Nürnberg · Begleitet von Protesten gegen die türkische Regierung ist am Donnerstag das türkisch-deutsche Filmfestival in Nürnberg eröffnet worden.

 Mario Adorf (r) und der Regisseur Edgar Reitz beim deutsch-türkischen Filmfestival. Foto: Daniel Karmann

Mario Adorf (r) und der Regisseur Edgar Reitz beim deutsch-türkischen Filmfestival. Foto: Daniel Karmann

Foto: DPA

Etwa 80 Menschen demonstrierten vor der Veranstaltung friedlich gegen den Tod eines vor neun Monaten von der Polizei in Istanbul schwer verletzten 15-jährigen Jungen. Das Filmfest versteht sich als Forum für einen kritischen Dialog beider Länder.

Der Regisseur Edgar Reitz (81) wurde am Abend mit dem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet. Reitz ("Heimat") sei mit "heroischer Sturheit seinen künstlerischen und menschlichen Prinzipien treu geblieben", sagte Festivaldirektor Adil Kaya. "Er hat uns beeinflusst und bewegt und wurde zu einem Vorbild für eine Generation junger Regisseure", ergänzte Klaus Eder, der Generalsekretär der Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung Fipresci. Es sei eine späte Anerkennung, dass Reitz im vergangenen Jahr endlich auch den Bayerischen Filmpreis erhalten habe.

Reitz sagte in seiner Dankesrede über die Möglichkeiten von echter Verständigung: "Der eigentliche Weg führt nicht von mir zu dir, sondern nach innen. In dem Moment, in dem wir uns selbst verstehen, werden wir verständlich. (...) Ich erzähle meine Geschichte, du erzählst deine Geschichte - so geht's weiter."

Finanzminister Markus Söder (CSU) und der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) sagten dem chronisch unterfinanzierten Festival in ihren Eröffnungsreden jeweils zusätzlich 25 000 Euro von Freistaat und Land zu. In Nürnberg muss dies der Kulturausschuss jedoch noch bewilligen. Das Festival sei wichtig, weil es den Dialog der Kulturen stärke, sagte Maly. Söder ergänzte, das Filmfest solle wachsen und nicht stagnieren. Später am Abend stellte Schauspieler Mario Adorf (83) seinen neuen Film "Der letzte Mentsch" vor, der im Mai in die Kinos kommt.

Während der nächsten elf Tage werden bei dem Festival 49 Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme vorwiegend aus Deutschland und der Türkei gezeigt, daneben gibt es zahlreiche Begleitveranstaltungen wie Diskussionen, Künstlergespräche und eine Theateraufführung. Im Wettbewerb sind 22 Spiel- und Kurzfilme vertreten. Sie drehen sich um sozialkritische, politische und gesellschaftliche Themen. Gewalt und Rassismus werden ebenso behandelt wie Frauenthemen, Freundschaft und Familiengeschichten. Ein Schwerpunkt wird dem 100. Geburtstag des türkischen Kinos gewidmet.

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