"Truth, Lies, Diana" in London Verschwörungstheorie-Theater

London · Skandale aus dem britischen Königshaus, diese Zeiten schienen die Royals seit einigen Jahren hinter sich gelassen zu haben. Die Berichterstattung drehte sich vor allem um die Niedlichkeit von Prinz George, die Kleiderwahl von Kate und die immense Popularität von Königin Elisabeth II.

 Wo sie war, waren auch immer die Kameras: Prinzessin Diana, aufgenommen im August 1996 in London.

Wo sie war, waren auch immer die Kameras: Prinzessin Diana, aufgenommen im August 1996 in London.

Foto: dpa

Doch nachdem zu Jahresbeginn erst Prinz Andrew von seiner Freundschaft zu einem verurteilten Pädophilen eingeholt wurde, sind es nun die Umstände um Dianas tragischen Tod sowie ihre Vergangenheit, die wieder in die Schlagzeilen geraten.

Ausgerechnet ein Theaterstück ruft die Verschwörungstheoretiker zurück auf den Plan. Ist Prinz Charles wirklich der leibliche Vater von Harry? Oder ist es doch der Reitlehrer James Hewitt, mit dem Prinzessin Diana fremdging? Bislang wurden die sich hartnäckig haltenden Gerüchte stets zurückgewiesen mit dem Argument, die außereheliche Beziehung zwischen dem ehemaligen Offizier und Diana hätte erst einige Zeit nach Harrys Geburt begonnen.

Doch nun behauptet der Drehbuchautor des Theaterstücks "Truth, Lies, Diana" ("Wahrheit, Lügen, Diana"), Jon Conway, dass Hewitt in Gesprächen mit ihm erstmals zugegeben habe, dass seine Affäre bereits mehr als ein Jahr vor Harrys Geburt angefangen habe. "Nun, das beweist noch nicht, dass ich sein Vater bin", sagt der rothaarige Hewitt in einer Szene im Londoner Charing Cross Theatre. Später wird er gefragt, ob er wisse, wer Harrys Vater sei. "Ja, natürlich weiß ich das."

Es ist die größte Sensation in dem Theaterstück, das unter anderem auf mehreren Gesprächen mit Hewitt, aber auch mit Mohammed Al Fayed, Vater des ebenfalls getöteten Dodi Al Fayed, und dem Butler Paul Burrell sowie auf jahrelangen Recherchen basiert und bereits vor der Premiere für Kontroversen gesorgt hat. Offiziell starb Diana am 31. August 1997 in Paris nach einem Verkehrsunfall, weil ihr Chauffeur aufgrund überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über die Limousine verloren hat. Fans der "Königin der Herzen" wollten diese Version nie glauben, ebenso wenig wie der Enthüllungsjournalist John Morgan, dessen Büchern das "faktionale" Drama zugrunde liegt. Verschwörungstheoretiker dürften mit dem Stück also zufrieden sein. Und vor allem sie sind es, die den Weg in das renommierte Theater gefunden haben.

Bei der Frage an das Publikum, wer an einen Unfalltod glaube, schnellen nur wenige Arme nach oben. Warum brauchte der Krankenwagen so lange bis zum Krankenhaus? War sie von Dodi Al Fayed schwanger? Hatte der Fahrer Henri Paul wirklich zu viel getrunken? So ziemlich jede Facette der Schicksalsnacht wird abermals beleuchtet und in Frage gestellt, wirklich neue Erkenntnisse gibt es derweil nicht. "Alles bis zum Unfall sieht wie ein Unfall aus, alles danach wie eine Vertuschung", sagt Autor Jon Conway. "Die Wahrheit ruiniert nicht nur die Zukunft, sie verdirbt auch die Vergangenheit", wird immer wieder auf der Bühne gesagt, doch Conway weiß, dass er den Fall mit seinem Theaterstück kaum lösen wird.

"Aber die öffentliche Meinung kann es tun", zeigt er sich nach der Aufführung überzeugt - sollte es denn überhaupt etwas zu lösen geben. Daran haben viele Besucher am Ende des Stücks jedoch keinen Zweifel und wollen nicht glauben, "was das Establishment uns erzählt". "Heute Abend hat sich meine Meinung komplett geändert", sagt ein Mann. Die britischen Medien halten sich dagegen mit Lob zurück. "Dies sollte ein Stück wortgetreuen Theaters sein", schreibt ein Kritiker in der "Times". Stattdessen überstrapaziere Conway die Geduld des Publikums, indem er seine eigenen Enthüllungen bezüglich Dianas fatalem Autounfall "auf plumpe Weise" fiktionalisiere.

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