Internationale GFK-Studie Vertrauen in Berufe: Feuerwehr oben, Politiker unten
NÜRNBERG · Auch die cleversten Wahlplakate können nichts daran ändern: Politiker belegen in punkto Vertrauenswürdigkeit weiterhin in Deutschland den letzten Platz. Es sei denn, sie sind Bürgermeister: Die werden laut der gestern veröffentlichten Studie des GfK-Vereins für Marktforschung mit anderen Augen gesehen.
Dass Wahlplakate kein Vertrauen schaffen, ist - wenn man die Ergebnisse der GfK-Studie betrachtet - schon deshalb klar, weil hier gleich zwei misstrauisch beäugte Berufsgruppen zusammen kommen: die Politiker, denen in Deutschland gerade einmal 15 Prozent der Menschen vertrauen, und die Werbefachleute, die es auch nur auf magere 27 Prozent bringen.
In 25 Ländern hatte der GfK-Verein im Herbst vergangenen Jahres rund 28.000 sogenannte Verbraucherinterviews geführt. Für die repräsentative Studie wurden 32 Berufsgruppen abgefragt. Dabei stießen die Marktforscher durchaus auf Überraschungen. Ein Bürgermeister etwa ist Politiker, aber eben einer der vertrauenswürdigen Art, meinen immerhin 55 Prozent der Deutschen.
"Wir haben in der Studie drei Faktoren ausgemacht, die das Vertrauen beeinflussen", sagt Sandra Lades vom GfK-Verein. "Das ist einmal der Charakter. Einem Menschen, der in einem helfenden Beruf arbeitet, wird automatisch ein guter Charakter unterstellt." Entsprechend wird der Feuerwehrmann mit 97-prozentigem Vertrauen belohnt.
Der zweite Faktor: Nähe. "Wen man kennt", so Lades, "dem vertraut man auch leichter." Das erklärt das gute Abschneiden des Bürgermeisters. Dritter Faktor: Involvement. "Darunter verstehen wir Berufe, in denen der Erfolg durch persönliche Betroffenheit besonders wichtig wird." Piloten zum Beispiel "haben ein eigenes Interesse daran, ihren Job gut zu machen, weil sie ja selbst von ihren Fehlern betroffen wären."
Nun könnte man sagen: Den Bankangestellten in der örtlichen Filiale kennt man auch, er hilft in gewisser Hinsicht und er braucht seine Kundschaft - nützt alles nichts: Banker haben es in diesen Zeiten schwer, Vertrauen zu gewinnen. In Deutschland schaffen sie das bei 39 Prozent, in Spanien nur noch bei 14 Prozent der Befragten. Einzig die Inder sehen das ganz anders: 88 Prozent von ihnen hören auf die Bank an ihrer Seite.
Sehr unterschiedlich werden auch Polizisten bewertet. 81 Prozent vertrauen ihnen in Deutschland, aber nur 25 Prozent in Kenia. Überraschend fand Lades das Ergebnis der Lehrer: "Die stehen in Deutschland mit 79 Prozent recht gut da." Ausnahme: Japan. Nur etwa jeder zweite Japaner (57 Prozent) stellt Lehrern ein gutes Zeugnis aus.