Prinz Philip Vom Lästermaul zum Liebling

LONDON · Er ist jetzt in einem Alter, in dem nicht nur die runden Geburtstage wichtig werden. Prinz Philip, der längstdienende Prinzgemahl der britischen Geschichte, feiert heute seinen 94. Geburtstag. Und zwar, wie sich das für ihn gehört, ohne großen Aufwand.

 Prinz Philip feiert seinen 94. Geburtstag.

Prinz Philip feiert seinen 94. Geburtstag.

Foto: dpa

Queen Elizabeth II. wird selten persönlich, und schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Aber aus Anlass ihres goldenen Hochzeitstages 1997 machte sie eine Ausnahme und sprach über ihren Ehemann.

"Er mag ja eigentlich keine Komplimente", sagte sie, "aber er war, um es ganz einfach zu sagen, meine Stärke und mein Halt über all die Jahre. Und ich, als auch seine ganze Familie sowie diese Nation und viele andere Länder, schulden ihm einen Dank, der größer ist, als wir jemals wissen werden." Mittlerweile scheint ihr die Nation zuzustimmen. Auf seine alten Tage wird Prinz Philip noch einmal richtig populär.

Die Romanze zwischen Philip und Elizabeth begann, als die damals 13-jährige Thronerbin das Royal Naval College in Dartmouth besuchte und dort erstmals ihren entfernten Verwandten traf, der wie sie ein Ururenkel von Queen Victoria ist. Elizabeth verliebte sich sofort in den feschen 18-jährigen Kadetten.

Ihre Familie war zuerst gegen die Verbindung. Gegen Philips Stammbaum war nichts einzuwenden - als Sohn des griechischen Prinzen Andreas und der deutschen Prinzessin Alice von Battenberg gehörte er zur europäischen Hocharistokratie. Aber Geld hatte er nicht, und innerhalb der britischen Bevölkerung gab es Widerstand, weil er für deutsch gehalten wurde - selbst die Mutter von Elizabeth, die spätere Queen Mum, nannte ihn einen "Hunnen".

Die Thronerbin zu heiraten bedeutete für Philip, eine vielversprechende Karriere in der Marine aufzugeben. Zur Hochzeit bekam er den Titel "Herzog von Edinburgh" und die lebenslange Rolle als Prinzgemahl. Die Medien verpassten ihm daher schnell die Rolle des Zynikers, der mit dem Zwang zur Unterordnung nicht zurecht käme.

"Fürst der Fettnäpfchen" oder "Lästermaul"

Man sah in ihm eine etwas lächerliche Figur, die immer einen Schritt hinter seiner Frau gehen muss und das damit zu kompensieren scheint, unfreundlich zu anderen Leuten zu sein. Als "Fürst der Fettnäpfchen" oder "Lästermaul" wurde er abgetan.

Dass Philip kein Blatt vor den Mund nimmt und damit oft anstößt, ist unbestritten. Schlitzaugen werdet ihr bekommen, sagte er einmal zu englischen Studenten in Peking, wenn ihr länger hierbleibt.

Er brachte es fertig, eine ganze Nation zu beleidigen, als er einen Fahrlehrer im schottischen Oban fragte: "Wie schaffen Sie es, die Einheimischen lange genug vom Saufen abzuhalten, um sie durch die Prüfung zu bringen?" Richtig taktlos wurde er, als er Helmut Kohl mit einem knarzigen "Guten Tag, Herr Reichskanzler!" begrüßte.

Philip dagegen sieht es als seinen Job, unverblümt seine Meinung zu sagen, vor allem gegenüber der ersten Frau im Staat. "Prinz Philip ist der einzige Mann in der Welt", urteilte Lord Charteris, ehemaliger Privatsekretär der Queen, "der Ihre Majestät wie einen ganz normalen Menschen behandelt. Ich denke, sie schätzt das."

Und so tituliert Philip die Monarchin mit dem Kosewort "mein Würstchen", verrät, dass die Queen alles mag, "was Heu frisst und furzt", und belästigt sie nicht mit Schmeicheleien, weil das schon alle anderen machen.

Selbst der republikanisch gesinnte "Guardian" respektiert den Prinzgemahl: "Ist es nicht ein wenig peinlich", fragte das Blatt am Montag seine Leser, "dass wir unseren lustigsten Royal importieren mussten?"

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