Insekten im Herbst Warum zurzeit viele Wanzen in die Wohnungen krabbeln
Bonn · Wenn es draußen ungemütlich wird, suchen sich Wanzen ein warmes Plätzchen zum Überwintern. Dabei landen gerade einige in unseren Wohnungen. Ein Nabu-Insektenexperte erklärt, was dann zu tun ist und warum man die Tierchen bloß nicht wegsaugen sollte.
Wanzen sitzen nicht nur „auf der Mauer, auf der Lauer“, sondern aktuell auch in vielen Wohnungen in Bonn und der Region. Doch woher kommen sie so plötzlich? Sind Wanzen gefährlich? Und wie wird man sie am besten wieder los? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die ungeliebten Insekten zusammengefasst.
Wie sehen die Wanzen aus?
Die Anzahl an Wanzenarten in Deutschland liegt laut Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) bei rund 1000. Besonders häufig verirren sich die Grüne Stinkwanze und die Graue Gartenwanze in die Wohnungen der Region. Graue Gartenwanzen werden 14 bis 16 Millimeter lang, sind graugelb bis grau gefärbt und tragen ungleichmäßig verteilte Punkte auf der Körperoberseite. Die Grüne Stinkwanze wird 12 bis 14 Millimeter lang. Ihr breiter, ovaler Körper hat eine grüne Grundfarbe und ist fein dunkel punktiert. Im Herbst können sie ihre Farbe temperaturbedingt zu Braun oder Rotbraun ändern. Nach der Überwinterung verfärben sie sich dann wieder grün. Die Sechsbeiner besitzen einen mehrteiligen Rüssel, das Rostrum, den sie üblicherweise unter dem Körper nach hinten klappen.
Warum kommen die Wanzen in die Wohnung?
Wanzen mögen es warm. Temperaturen unter zehn Grad vertragen sie nicht. Im Herbst verschlägt es die Tiere, ebenso wie Marienkäfer und andere Insekten, deshalb vermehrt in die Nähe des Menschen. „Häuser sind aus Sicht von Insekten Felsen“, erklärt Karl-Heinz Jelinek, Insektenexperte beim Naturschutzbund (Nabu). Das Ziel der Wanzen seien eigentlich echte Felsen oder Mauerritzen, um dort geschützt vor Kälte zu überwintern. „Wenn sie in die Wohnung geraten, haben sie sich verlaufen.“
Mit langen, trockenen Sommern steigt die Wanzenpopulation in Deutschland. Auch die Anzahl der Wanzenarten ist tendenziell steigend. Wanzensichtungen in Wohnungen sind mit Anbruch der kalten Jahreszeit demnach keine Seltenheit.
Wann ist die Wanzenplage vorbei?
Eine signifikante Zunahme der Wanzen in NRW kann Jelinek nach eigenen Angaben nicht beobachten. „Die gibt es mal mehr, mal weniger.“ Wie im vergangen Herbst häuften sich auch aktuell wieder Meldungen, dass die graue Gartenwanze in Wohnungen auftauche. Laut Jelinek ist das Thema aber bald auch schon wieder vorbei. „Wenn es im November richtig kalt wird, sind die Tiere nicht mehr aktiv“, sagte er bereits im vergangenen Jahr.
Sind Wanzen gefährlich?
Ob grüne Stinkwanze, Feuerwanze, graue Gartenwanze oder Amerikanische Kiefernwanze – die meisten Wanzenarten sind für den Menschen ungefährlich. Auch in der Wohnung richten sie im Allgemeinen keinen Schaden an. Nur eine Eigenschaft ist für den Menschen sehr unangenehm. „Die Wanzenarten stinken alle, wenn sie sich bedroht fühlen“, sagt Jelinek. Unter Stress sondern die Tiere nämlich ein unangenehm riechendes Sekret ab.
In einer anderen Liga spielt allerdings die Bettwanze. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen ernährt sie sich nicht vegetarisch, sondern macht sich nachts auf die Jagd, um ihrem schlafenden Opfer Blut auszusaugen.
Die Wanzenart, die sich tagsüber in Matratzen oder unter der Tapete tarnt, galt in Deutschland nahezu als ausgerottet. Durch die hohe Reisefreudigkeit der Deutschen wird sie laut Nabu aber immer wieder aus Osteuropa oder Asien eingeschleppt. Gerade in Wohnheimen, Krankenhäusern oder Hotels – also Orten mit einer hohen Fluktuation an Besuchern oder Bewohnern – findet man sie daher immer wieder. Ein Zeichen für den Befall können kleine schwarze Punkte, der Wanzenkot, auf Bettrahmen oder Tapete sein. Sind Bett und Wohnung erst einmal befallen, hilft oft nur der Anruf beim Kammerjäger, um die Tiere wieder loszuwerden.
Sind Wanzen ein Zeichen für eine unhygienische Wohnung?
Wer Wanzen in Haus oder Wohnung entdeckt, sorgt sich schnell um den Zustand der Wohnräume. Dass sich Wanzen in Häuser verirren, hängt allerdings nicht mit heimischer Hygiene zusammen: Wanzen sind weder an besonders sauberen, noch an besonders dreckigen Wohnungen interessiert. Die Tiere suchen lediglich einem warmen Ort zur Überwinterung.
Was tun gegen „normale“ Wanzen?
Wenn es sich nicht um einen Parasit wie die Bettwanze handelt, gilt bei Wanzenarten wie bei anderen Insekten und Spinnen auch: Das Tier mit Hilfe von Papier vorsichtig fangen und wieder in die Natur setzen. Den Staubsauger zu nutzen, um die Tiere zu entfernen, ist nicht ratsam, sagt Jelinek. Die Tiere gerieten darin unter Stress, sonderten ihr Sekret ab, und so entwickle sich aus dem Gerät schnell eine Stinkbombe.
Um Wanzen gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, ins Haus zu kommen, empfiehlt Jelinek Fliegengitter an den Fenstern. Wer ohne Fliegengitter lüftet, sollte dies in den dunklen Abendstunden nicht bei hell erleuchtetem Zimmer tun.
Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass Löcher in Mauerritzen an den Hauswänden verschlossen werden. Auch sie sind ein beliebtes Versteck für die Insekten und können von den Tieren gerade in der Nähe von Fenstern als Zwischenstation zur Wohnung genutzt werden.
Zudem sollten Obstteller auch noch bei kälteren Temperaturen abgedeckt werden, da sie für die Tiere eine attraktive Futterquelle darstellen. Im Garten sind laut Nabu zudem folgende Pflanzen bei den Wanzen beliebt: Erlen, Linden, Gebüsche, Brennnesseln und Disteln.
Welche Hausmittel eignen sich gegen Stinkwanzen?
Für eine umweltfreundlichere Alternative zu Insektiziden greifen viele Verbraucher zu einer selbstangerührten Mischung aus Essig, Wasser und Spülmittel, deren Geruch die Wanzen vertreiben soll. Dafür wird die Mischung auf die Flächen aufgetragen, auf denen sich Wanzen oft aufhalten, wie Fensterbänke und Türrahmen. Außerdem sollen andere stark riechende Mittel wie Nelken, Ammoniak und Wacholder die Wanzen vertreiben.
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