Bundesweiter Warntag Warum am 8. Dezember die Handys klingeln werden

Bonn · Beim bundesweiten Warntag am 8. Dezember soll auch der Warnkanal Cell Broadcast erstmals getestet werden. Wie funktioniert das System, das seit der Flut im Juli 2021 vermehrt gefordert wird? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

 Am 8. Dezember ist der bundesweite Warntag. Dann werden auch alle Handys einmal klingeln.

Am 8. Dezember ist der bundesweite Warntag. Dann werden auch alle Handys einmal klingeln.

Foto: dpa-tmn/Robert Günther

Beim bundesweiten Warntag am Donnerstag, 8. Dezember, sollen die verschiedenen Warnsysteme getestet und aufeinander abgestimmt werden. Zudem wird mit Cell Broadcast ein neuer Warnkanal erstmals getestet. Die Forderungen nach diesem System waren vor allem nach der verheerenden Flut im Juli 2021 und dort ausbleibenden Warnungen lauter geworden.

Warum ist ein bundesweiter Warntag wichtig?

Der bundesweite Warntag soll die Menschen in Deutschland sensibilisieren und sie über Warnungen informieren. Auf diese Weise werden die technischen Abläufe und auch die Warnmittel selber auf ihre Funktion und auf mögliche Schwachstellen hin überprüft und anschließend verbessert.

Wann und über welche Kanäle wird die Bevölkerung gewarnt?

Die Bevölkerung wird bundesweit am 8. Dezember um 11 Uhr mit verschiedenen Warnsignalen gewarnt. So werden Sirenen heulen und Mitteilungen über Warn-Apps wie Nina verschickt. Als gemeinsamer Aktionstag von Bund und Ländern erproben auch teilnehmende Kreise, Städte und Gemeinden in einer Übung ihre Warnmittel. Das erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit Sitz in Bonn. Dadurch werden die verschiedenen Warnsysteme aufeinander abgestimmt, damit sie in Katastrophensituationen präzise und sicher genutzt werden können. Die höchste Warnstufe wird über den Cell Broadcast auf die Handys der Bevölkerung verschickt.

Was ist Cell Broadcast und wie bekomme ich die Warnungen auf mein Handy?

Der Cell Broadcast ist ein Warnkanal von verschiedenen Bundesämtern und Ministerien. Es arbeiten BBK, das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und die Bundesnetzagentur (BNetzA) zusammen. Am Warntag soll der Warnkanal Cell Broadcast erstmals getestet werden. Ende Februar 2023 soll der Warnkanal nach Angaben des BBK dann den Wirkbetrieb aufnehmen und die bisherigen Warnmittel wie die Warn-App Nina ergänzen. Der Cell Bradcast versendet Warnungmeldungen an alle in einem Mobilfunknetz registrierten Handys. Da sich Smartphones aber auch Handys ohne Internetfunktion in die Mobilfunknetze einloggen, bekommen auch Personen ohne Smartphone die Warnmeldungen auf ihr Gerät.

Nutzer müssen somit nichts weiter tun und erhalten am Warntag eine Textnachricht von maximal 500 Zeichen auf ihr Mobilgerät. „Der Empfang dieser Nachricht macht sich über das Blinken des Gerätedisplays, einen prägnanten Warnton und das Vibrieren des Mobilfunkendgeräts bemerkbar“, teilt das BBK auf Anfrage mit. Im Text der Warnmeldung werde darauf hingewiesen, dass es sich um eine Probewarnung handelt. Es handele sich bei Cell Broadcast ausschließlich um Textnachrichten, Bilder oder Karten werden nicht übertragen.

Welchen Unterschied gibt es zwischen SMS und Cell Broadcast?

Die Übersendung von Warnmeldungen über Cell Broadcast ist ein anonymes Verfahren, das die Empfangsbereitschaft des Mobilfunkendgerätes in einer Funkzelle des Mobilfunknetzes nutzt. So können in einem möglichen Gefahrengebiet alle registrierten Mobilfunkendgeräte kontaktiert werden. Dies funktioniert ohne vorherige Registrierung oder Angabe von personenbezogenen Daten. Das Cell-Broadcast-System ist zudem in der Lage, eine Nachricht an Hunderttausende Funkzellen zu senden und somit innerhalb von Sekunden Millionen von Mobilfunkteilnehmern zu erreichen.

Eine SMS dagegen ist eine Nachricht direkt an eine bestimmte Person. Eine über ein SMS-Warnsystem versendete Warnmeldung kann den Empfänger nur erreichen, wenn er sich zuvor unter Angabe einer Mobilfunknummer registriert hat. Sollen mehrere Endgeräte erreicht werden, sind mehrere Anwahl- und Übertragungsvorgänge erforderlich, was einen massiven zeitlichen Verzug zwischen Versand und Empfang einer SMS-Nachricht bedeutet.

Warum gibt es den Versand über Cell Broadcast im Dezember überhaupt?

Nachdem in vielen Ländern der EU die Sirenen abgebaut worden waren, sah die EU die Notwendigkeit, die Bevölkerung auf andere Weise zu warnen. Die EU-Mitgliedstaaten mussten daher ein Warnsystem einrichten. Neben dem EU-Alert, das auf Cell Broadcast basiert, waren auch Alternativen zugelassen. Deutschland setzte etwa auf Warn-Apps. Andere Staaten wie die Niederlande, Griechenland und Frankreich setzen bereits auf den EU-Alert.

Nach Pannen beim bundesweiten Warntag im September 2020 kamen erste Forderungen auf, Cell Broadcast auch in Deutschland einzusetzen. Diese verstärkten sich nach der Flut im Juli 2021, nachdem die Menschen teilweise gar nicht gewarnt wurden. Die Bundesregierung beschloss daraufhin im August 2021 die Einführung. Das System sollte eigentlich bis Ende 2022 in Betrieb sein. Im Sommer teilte das BBK jedoch mit, dass sich die Einführung verzögere. Der Warntag wurde von September auf Dezember verschoben.

Wie verhalte ich mich im Ernstfall?

Wenn Sirenen mit einem anhaltenden Heulton über mehrere Minuten heulen, schalten Sie das Radio ein. Wenn die Gefahr nicht mehr besteht, werden Sie mit einem einminütigen Dauerton der Sirenen darauf aufmerksam gemacht. Die Stadt Bonn rät, bei heulenden Sirenen in einem Ernstfall in geschlossenen Räumen zu bleiben, Fenster und Türen zu schließen und gegebenenfalls Passanten aufzunehmen. Zudem ist wichtig, auch auf Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr zu achten.

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