WDR-Intendant Buhrow kündigt massive Einsparungen an

Köln · Der neue WDR-Intendant Tom Buhrow hat massive Kosteneinsparungen im größten ARD-Sender angekündigt.

"Im Klartext kommt der ganze WDR auf den Prüfstand", sagte der ehemalige "Tagesthemen"-Moderator am Dienstag in Köln. In seinen ersten 100 Tagen im Amt habe er einen Kassensturz gemacht. Das Ergebnis: Wenn der WDR nichts tun würde, würde sich bei gleichbleibenden Gebühren in zehn Jahren ein Milliardenloch in seinem Etat ergeben - nur aufgrund der Inflation. "Das ist ein gigantischer struktureller Abgrund."

Buhrow will darauf reagieren, indem er zunächst den schon bestehenden Sparkurs nach der Rasenmähermethode verschärft und im Jahr 2015 nicht nur 60 Millionen, sondern 90 Millionen Euro einspart. Bis Ende nächsten Jahres sollen 50 Planstellen aus allen Bereichen abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen werde er dabei scheuen "wie der Teufel das Weihwasser", versprach Buhrow. Eine andere Sofortmaßnahme ist der Verkauf der hauseigenen Kunstsammlung, die etwa drei Millionen Euro wert sei. Möglicherweise werde der WDR auch weniger für die Filmförderung tun.

Das sei aber nur der Anfang und reiche keineswegs aus, um das Grundproblem zu lösen, sagte der 55 Jahre alte Journalist. "Das hier kriegen Sie nur hin, wenn Sie strukturelle Maßnahmen ergreifen." Der WDR müsse umgebaut werden. Dies sei auch nicht allein unter Sparaspekten geboten, sondern weil der Rundfunksender sowieso "crossmedialer" werden müsse, um auf die veränderten Gewohnheiten seiner Nutzer zu reagieren. Schritt für Schritt sollen Redaktionen zu größeren Einheiten zusammengelegt werden. Wie der Umbau weiter aussehen wird, muss nach Darstellung Buhrows aber erst noch erarbeitet werden. Der WDR ist mit mehr als 4000 festen Mitarbeitern und einem Etat von über einer Milliarde Euro die größte ARD-Anstalt und neben der ähnlich großen BBC der größte Rundfunksender Europas.

Obwohl Buhrow die Sparanstrengungen seiner Vorgängerin Monika Piel ausdrücklich lobte, zeigte er sich überrascht von dem "Handlungsdruck", den er bei seinem Amtsantritt vorgefunden habe. "Ich gebe unumwunden zu, dass die Aufgabe viel anspruchsvoller [ist] und einen mehr unter Druck setzt, als ich das in meinen kühnsten Vorstellungen geahnt hatte", sagte er. Dennoch bereue er den Schritt nicht.

Kurz nach seiner Wahl hatte Buhrow noch frohgemut erklärt: "Ich bring' die Liebe mit." Auch jetzt betonte er, dass er den WDR liebe, aber gerade das zwinge ihn zu einschneidenden Maßnahmen. Einzelne würden das mit Sicherheit als bitter empfinden. "Es ist schöner, wenn man nur nette Sachen verkünden kann."

Buhrow stellte klar, dass er weiterhin eine Gebührenerhöhung wolle. Er sei aber Realist genug, um zu erkennen, dass 2015 "nicht mit nennenswerten Beträgen" zu rechnen sei. Deshalb müsse er handeln, und das schnell. "Wir können nicht länger warten." Die Bürger müssten wissen, dass der WDR für weniger Geld nicht immer mehr leisten könne. "Wir müssen uns fragen: Können wir noch die ganze Produktpalette anbieten?" Allerdings werde er versuchen, das Produkt auf keinen Fall zu beschädigen, sagte Buhrow.

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