6740 nachgewiesene Fälle in NRW Weiterer Anstieg bei Corona-Infektionen in NRW - Innenstädte leer

Düsseldorf · Greifen die Maßnahmen der Politik, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen? Am Samstag sah es so aus. Die Innenstädte waren gähnend leer. Auf die aktuellen Zahlen hat das allerdings noch keine Auswirkungen.

6740 nachgewiesene Fälle in NRW: Weiterer Anstieg bei Corona-Infektionen in NRW - Innenstädte leer
Foto: dpa/Roberto Pfeil

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen erneut deutlich gestiegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Samstag (Stand 11.30 Uhr) gab es in NRW 6740 nachgewiesene Fälle. Das ist im bevölkerungsreichsten Bundesland ein Zuwachs von mehr als 1000 im Vergleich zum Vortag. Die Zahl der erfassten Todesfälle in NRW stieg um 6 auf 23.

Weiterhin meldet der Kreis Heinsberg die meisten Infektionen: Die Zahl erhöhte sich innerhalb von 24 Stunden leicht von 874 auf jetzt 916. In Köln, der größten Stadt in NRW, gab es 629 Fälle, am Vortag waren es 521.

Während in Nordrhein-Westfalen am Wochenende landesweit noch keine verschärfte Ausgangsbeschränkung gilt, haben Städte wie Köln, Dortmund, Gelsenkirchen, Leverkusen und Bochum bereits härtere Regeln aufgestellt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verzögern. In den betroffenen Kommunen sind Ansammlungen von zum Teil nur mehr als zwei Personen unter freiem Himmel verboten. Ausnahmen sind Familien und Personen, die zusammenleben. Sie dürften sich weiterhin gemeinsam im Freien aufhalten.

Die Maßnahmen scheinen von der Bevölkerung größtenteils akzeptiert zu werden. dpa-Reporter berichteten von gähnender Leere, wo es sonst am Samstagmorgen recht trubelig zugeht und kaum ein Parkplatz zu bekommen ist. In der Essener Innenstadt waren nur wenige Menschen zu sehen, einzeln oder zu zweit. Ein Polizist in einem Streifenwagen sagte: „Es ist sehr, sehr ruhig.“ Verkäuferinnen im Einzelhandel berichten von zum Teil massiven Einbruch beim Umsatz.

Mit scharfer Kritik hat NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf die nicht abgestimmten Entscheidungen in der Corona-Krise reagiert. „Wir haben uns verständigt mit 15 anderen Bundesländern, einschließlich Bayern, dass wir hier gemeinsam einen Weg gehen. Jetzt ist Bayern vorzeitig ausgeschert, wir wollten uns ja noch das Wochenende anschauen, den Samstag, und dann am Sonntag entscheiden, wie es weitergeht“, sagte Gebauer. „Ich finde auch, wenn man Vereinbarungen getroffen hat, sollte man sich daran halten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Freitag angekündigt, dass das Verlassen der eigenen Wohnung ab Samstag nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt sei.

Angesichts des sprunghaften Anstiegs der Coronavirus-Infektionen richten viele Krankenhäuser in NRW unter Hochdruck Covid-19-Intensivstationen ein. Bund und Länder hatten als Zielmarke die Verdoppelung der Intensivbetten ausgegeben. So ist im Allgemeinen Krankenhaus im niederrheinischen Viersen jetzt die Corona-Station startklar. Der Aufwachraum des OP-Saals sei binnen zwei Tagen komplett zu einer Corona-Intensivstation umgebaut worden, sagte Geschäftsführer Thomas Axer. Die Zahl der Intensivplätze werde in Viersen von zwölf auf 25 mehr als verdoppelt.

Auch das Marienhospital in Arnsberg im Sauerland hat zusätzliche Intensivplätze geschaffen und ein ambulantes Diagnostikzentrum für Corona-Tests geöffnet. Noch herrscht in Arnsberg und Viersen Ruhe vor dem Sturm. „Aber ich rechne damit, dass das schlagartig kommt“, sagte Axer. Schon in den nächsten Tagen könnten „sehr schnell behandlungsbedürftige Patienten“ kommen.

Eltern mit systemrelevanten Berufen in Nordrhein-Westfalen können ihre Kinder auch an Wochenenden und in den Osterferien zur Notbetreuung in die Schule oder Kindertagesstätte schicken. Die Regelung zur Bewältigung der Corona-Krise gelte ab Montag (23. März), teilten das Schul- und das Familienministerium am späten Freitagabend mit.

Mit einem eindringlichen Appell hat Rapper Eko Fresh dazu aufgerufen, die von den Behörden aufgestellten Regeln zur Eindämmung des Coronavirus einzuhalten. „Ich bin ungern der Überbringer von schlechten Neuigkeiten, aber diesmal muss es sein. Freunde, was soll das, sich trotzdem zu treffen, gerade in dieser Zeit? Was sollen Grillpartys, Corona-Partys, das ist doch nicht die richtige Einstellung“, sagte der Musiker in einem bei Twitter veröffentlichten Video. „Wir müssen jetzt aufeinander achtgeben.“

Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Nordrhein-Westfalen habe ihn um diese Nachricht gebeten, erklärte Fresh in dem Video. „Bitte haltet Euch an die Regeln, umso schneller ist das Ganze doch vorbei.“ Fresh erinnerte an die Verantwortung die jeder einzelne jetzt, auch indirekt, habe für Ältere, Menschen mit Vorerkrankung oder Behinderte. „Reißt Euch zusammen, Freunde.“

(dpa)
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