Mozarts "Titus" Wenig Raum für Emotionen in der Münchner Staatsoper

MÜNCHEN · Tja, was nützen alle vorab zu lesenden geistreichen Elaborate, wenn's auf der Bühne dann doch fad bleibt? Schauspielmann Jan Bosse inszenierte für die Bayerische Staatsoper Mozarts "La Clemenza di Tito" als Haupt- und Staatsaktion und ließ dabei wenig Raum für die hochkochenden Emotionen.

Wie tief etwa Sesto, Vitellia oder Tito Einblick gewähren in ihre von Liebesverwirrung, von Enttäuschung, von Zweifel und Verzweiflung zerrissenen Seelen, erfuhr das Publikum weniger zuschauend als hörend.

Das klein besetzte Staatsorchester saß im hoch gefahrenen Graben und spielte unter der Leitung seines Chefs, Kirill Petrenko, nicht nur auf, sondern sogar mit. Da marschierten die Damen und Herrn zu Beginn in weißen Hemden und Blusen an und tröpfelten nach dem Brand des Kapitols - nun ganz in Schwarz - grüppchenweise in den Graben. Dort begleitete Annio sich und Sesto beim Rezitativ am Cembalo selbst.

Petrenko schaut genau hinein in Mozarts letzte Opern-Partitur und lässt kein Detail außer Acht. Er setzt winzige Pausen und forsche Akzente, wählt zügige Tempi und öffnet in Arien und Duetten die Herzen der Protagonisten. Petrenko muss allein mit der Musik mitteilen, was Mozarts Menschen im Innersten bewegt. Denn um sie (weniger um die Macht, die der Kaiser mit Milde ausübt) geht es selbst in diesem Dramma serio, dieser Huldigungsoper für Leopold II.

Tara Erraught singt ihren ersten Sesto mit schönem, klug geführtem Mezzo und Angela Brower behauptet sich neben ihr als Freund Annio mit eigener Farbe. Mit feiner Linienführung und klarer Höhe bittet Schwester Servilia für den verurteilten Sesto. Auch Tareq Nazmi (Publio) schneidet mit seinem sonoren Bass gut ab, leider muss er, stets g'schaftig, das Volk (ausgezeichnet der Chor) zum Jubeln animieren.

Zu diesen überzeugenden, sympathischen Jung-Sängern gesellten sich zwei enttäuschende Stars: Kristina Opolais als im Mozartfach völlig fehl besetzte Vitellia und Toby Spence als glanzloser Tito, der nicht erst in seiner finalen Arie angegriffen klang.

Trotzdem gab es am Ende einhelligen, ungetrübten Beifall im Theater.

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