Ruhige Wiesn Weniger Besucher beim Münchner Oktoberfest

München · Weniger Gäste. Weniger Bier. Weniger Kriminalität. Das Oktoberfest schrumpft sich gesund. Besucher und Festleitung loben eine schöne und entspannte Wiesn - mit weniger Geschubse und Stress. Zu viel Andrang und eine Gefahr durch die schiere Masse gab es nicht.

 Ganz entspannt und ohne Gedränge.

Ganz entspannt und ohne Gedränge.

Foto: Matthias Balk

Das Münchner Oktoberfest hat so wenige Besucher angelockt wie seit Jahren nicht mehr. 5,6 Millionen Gäste kamen nach einer ersten Schätzung der Festleitung vom Montag - rund 300 000 weniger als im Vorjahr.

Noch weniger Besucher waren zuletzt nach der Statistik der Stadt im Jahr 2001 nach den Terror-Anschlägen von New York mit 5,5 Millionen Besuchern registriert worden.

Seltener als in anderen Jahren mussten diesmal Festzelte wegen Überfüllung geschlossen werden; es herrschte weniger Gedränge. Die große Sorge der Veranstalter der vergangenen Jahre - zu starker Andrang und damit eine Überfüllung des gesamten Geländes - spielte keine Rolle.

Schon im vergangenen Jahr waren weniger Menschen zum größten Volksfest der Welt gekommen: Die Besucherzahl sank damals um 400 000 auf 5,9 Millionen. Festleiter Josef Schmid (CSU) rief daraufhin die "Genießerwiesn" aus. Jetzt sprach er von einer "Gute-Stimmung-Wiesn". "Insgesamt sind Festleitung, Marktkaufleute, Schausteller und Wirte mit der Wiesn sehr zufrieden", sagte Schmid am Montag.

Laut Wirte-Sprecher Toni Roiderer wurde in den Bierzelten 12 bis 15 Prozent weniger gegessen und getrunken. Im vergangenen Jahr rannen 7,5 Millionen Maß durch durstige Kehlen. Eine konkrete Zahl für dieses Jahr nannte Roiderer nicht. Auch er lobte aber eine schöne und ruhige Wiesn. Die Schausteller registrierten einen Umsatzrückgang zwischen 10 bis 20 Prozent.

Besucher- und Konsumzahlen sind allerdings nur bedingt vergleichbar. In diesem Jahr gab es wie alle vier Jahre nur eine kleine Wiesn, weil in der ersten Woche im Südteil die Bauern ihr Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) feierten. Dafür dauerte das Fest wegen des angehängten Feiertags am 3. Oktober einen Tag länger.

Miserables Wetter zum Auftakt, aber wahrscheinlich auch Sorgen um die Sicherheit haben in diesem Jahr die Besucherzahlen beeinträchtigt. Nach dem Amoklauf in München sowie islamistisch motivierten Anschlägen hatte die Stadt die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Erstmals war das Gelände vollständig von einem Zaun umschlossen. Große Taschen mit mehr als drei Litern Fassungsvermögen waren verboten. "Das Sicherheitskonzept hat gegriffen", sagte Schmid. Die Gäste hätten sich auf der Wiesn sicher gefühlt, Klagen habe es nicht gegeben. Erstmals hätten die Veranstalter mit diesem neuen Konzept das Gelände bei einer Gefährdung der Sicherheit durch zu großen Andrang schließen können - das sei aber nicht nötig gewesen.

Die Münchner Polizei zog ebenfalls eine positive Bilanz. "Es war aus unserer Sicht eine friedliche und ruhige Wiesn", sagte Polizeivizepräsident Werner Feiler. "Wir sind sehr zufrieden." Die Zahl der gemeldeten Delikte sank um gut 15 Prozent auf 1067, die Gäste schlugen seltener mit dem Maßkrug zu (2015: 52x/2016: 42x). Taschendiebe waren weniger erfolgreich - 203 Fälle wurden registriert, im Vorjahr waren es noch 300. Dutzende wurden erwischt, viele Diebe schnappten die speziell geschulten Taschendiebfahnder auf frischer Tat.

Allerdings registrierten die Beamten eine höhere Zahl von Sexualdelikten, 31 statt im Vorjahr 21. Dazu könnte eine höhere Aufmerksamkeit der Beamten und Ordner für dieses Thema beigetragen haben. Auch die "Aktion sichere Wiesn für Frauen und Mädchen" registrierte mehr Problemfälle. 215 Wiesn-Besucherinnen suchten Hilfe am Security Point (Vorjahr: 197), in 18 Fällen hatten sie Gewalt erlebt.

Gründe für den Rückgang der Kriminalität sieht Feiler in dem geringeren Besucheraufkommen und dem neuen Sicherheitskonzept. Eine terroristische Bedrohung habe nie bestanden. "Es gab und gibt zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr fürs Oktoberfest", sagte er.

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