Werke von Picasso und Monet landeten wahrscheinlich im Ofen

Bukarest/Amsterdam · Überreste in der Asche haben den Verdacht erhärtet: Wertvolle Gemälde, die aus der Rotterdamer Kunsthalle gestohlen wurden, sollen in Rumänien verbrannt worden sein.

 Eine helle Stelle, an der einmal ein Bild hing, ist in der Kunsthalle in Rotterdam zu sehen. Die gestohlenen Gemälde sollen schließlich verbrannt worden sein. Foto: Robin Utrecht/ANP/epa

Eine helle Stelle, an der einmal ein Bild hing, ist in der Kunsthalle in Rotterdam zu sehen. Die gestohlenen Gemälde sollen schließlich verbrannt worden sein. Foto: Robin Utrecht/ANP/epa

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In der Asche des betreffenden Ofens seien Nägel und Pigmentreste gefunden worden, die aus der Herstellungsepoche der gestohlenen Bilder stammten, sagte Ernest Oberländer-Tarnoveanu, Direktor des Historischen Museums in Bukarest, der Nachrichtenagentur dpa. In Rotterdam waren im Oktober 2012 sieben Meisterwerke von Picasso, Matisse, Monet, Gauguin und anderen gestohlen worden.

Oberländer-Tarnoveanu sagte, es obliege der Justiz festzustellen, ob es sich bei dem verbrannten Material wirklich um die gestohlenen Bilder handle. Sollte dies der Fall sein, wäre es "ein Akt unglaublicher Wildheit" und "unehrenhaft für uns".

Allerdings gebe es viele Indizien: Die Asche enthalte Dinge, die "unmöglich" zufällig in den Badezimmer-Ofen im ostrumänischen Dorf Carcaliu gelangt sein könnten: Kleine Nägel aus Stahl und Kupfer zur Befestigung der Leinwand, die "nicht industriell hergestellt" worden seien und demnach aus dem 19. Jahrhundert stammten. Dies sei das entscheidende Indiz. Gefunden wurden zudem Reste von Grundierstoff aus Kreide und Leim sowie mineralische Pigmente für Ölfarben - lauter zeittypische Materialien.

Der Prozess gegen die zwei Männer, die den Raub in Rotterdam verübt haben sollen, sowie vier Komplizen beginnt am 13. August in Bukarest. Die als Komplizin mitangeklagte Mutter eines der mutmaßlichen Räuber hatte der Staatsanwaltschaft gestanden, alle sieben Bilder in ihrem Ofen verbrannt zu haben.

Laut Staatsanwaltschaft haben die zwei Männer die Bilder binnen knapp drei Minuten aus dem Museum geraubt. Zugang hätten sie sich mit einem einfachen Schraubenzieher verschafft, durch eine für Notfälle vorgesehene Hintertür. Tage vorher hätten sie diese Tür begutachtet. Sie hätten die Bilder aus den Rahmen gelöst, in Kopfkissen verpackt, nach Rumänien gebracht und erfolglos versucht, diese in Bukarest zu verkaufen. Mitangeklagt ist ein Mann, der versucht haben soll, einen Verkauf zu vermitteln.

Nach der Festnahme eines der mutmaßlichen Einbrecher habe dessen Mutter laut deren eigener Aussage die Bilder immer wieder an verschiedenen Orten vergraben - darunter auf einem Friedhof. In Panik habe sie sie dann verbrannt, um Beweismittel zu vernichten.

Die mutmaßlichen Täter und ihre Komplizen hätten sich in Rotterdam vor allem mit Zuhälterei und Wohnungseinbrüchen befasst. Rumänische Medien hatten berichtet, dass die mutmaßlichen Täter völlig ungebildet seien und noch nicht einmal die Namen der Künstler kannten, deren Werke sie gestohlen hätten.

Nach Angaben aus den Niederlanden sind die Werke zusammen 50 bis 100 Millionen Euro wert. Sie gehörten zur sogenannten Triton-Sammlung von insgesamt 250 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen aus den Jahren 1860 bis 1970, die der 2012 gestorbene Rotterdamer Industrielle Willem Cordia aufgebaut hatte.

Cordias Familie erklärte, sie sei unendlich traurig, dass diese Bilder nun wahrscheinlich nie mehr zu sehen seien, "und dies nur durch die Habgier von anderen." Die Rotterdamer Kunsthalle sprach von einem großen Verlust für alle Kunstliebhaber. Sollte sich der Zerstörungsakt bestätigen, "unterstreicht das die Sinnlosigkeit dieser Tat", sagte eine Sprecherin.

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