Studierende vor dem Semesterstart So läuft die WG-Suche in Bonn zu Corona-Zeiten

Bonn · Ende Oktober beginnt an den Hochschulen in Bonn und der Region das Wintersemester 2020/21. Auch dieses Jahr suchen Studierende günstigen Wohnraum. Doch die Corona-Zeit bringt für sie und für die Vermieter einige Probleme mit sich.

 Die Suche nach einem WG-Zimmer oder eine Wohnung gestaltet sich für Studierende in Corona-Zeiten schwieriger.

Die Suche nach einem WG-Zimmer oder eine Wohnung gestaltet sich für Studierende in Corona-Zeiten schwieriger.

Foto: dpa/Daniel Naupold

Wohngemeinschaften sind besonders bei Studierenden beliebt. Kurz vor Anfang eines neuen Semesters suchen Studierende vermehrt nach WGs. Doch die Suche wird zurzeit durch Corona erschwert. Ausbleibende Praktika, stornierte Auslandsaufenthalte und die Corona-Schutzverordnung erschweren die Wohnungsfindung.

Vor allem Wohnungsbesichtigungen sind in der Corona-Zeit nur erschwert möglich. Abstands- und Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Als Alternative hat sich in diesem Jahr die virtuelle Wohnungsbesichtigung herausgestellt. Dabei können potenzielle Mieter eine Wohnung online betrachten, sehen allerdings nur die Teile der Wohnung, die die Kamera zeigt. Der Deutsche Mieterbund weist im dem Zusammenhang darauf hin, dass virtuelle Wohnungsbesichtigungen die vor Ort nicht ersetzen könnten.

Das Wohnungsportal „Zimmerfrei?!“ der Uni Bonn konnte auf GA-Anfrage keine Unterschiede im Suchverhalten der Studierenden während feststellen. Das Studierendenwerk Bonn ist derzeit noch verhalten optimistisch, was die Auslastung der Wohnheime angeht. Bei den Wohnungsangeboten der Wohnheime muss differenziert werden zwischen Vollappartements und Einzelzimmern. Vor allem erstere sind bei deutschen Studierenden beliebt. Die Einzelzimmer, die eher an eine klassische WG erinnern, werden hingegen vor allem von ausländischen Studierenden bevorzugt.

Wie Robert Anders, Leiter von Marketing und Kommunikation des Studierendenwerks, erklärte, seien die Nachfragen für das kommende Semester tendenziell schwächer als in den letzten Jahren. Das erklärt er sich in erster Linie mit der unsicheren Lage an der Universität. „Zurzeit ist noch nicht klar, ob man unbedingt in Bonn wohnen muss, wenn man an der Universität studiert,“ erklärt er weiter. Das hänge vor allem mit dem digitalen Lehrangebot der Universität zusammen. Im kommenden Semester finden viele Veranstaltungen nur digital statt, sodass Studierende nicht in Bonn sein müssen, um teilzunehmen. Im Zusammenhang mit ausländischen Studierenden gäbe es zurzeit auch noch andere Hindernisse, merkt Anders an. Vor allem die Frage der Quarantäne für Studierende aus Risikogebieten sei bisher nicht geklärt. Dennoch sei man optimistisch, dass es keine Leerstände in den Wohnheimen geben würde.

Clara (18) ist seit Oktober Studentin an der Uni Bonn und hat ihre Wohnungssuche für dieses Semester bereits aufgegeben. Sie selbst habe nur eine Wohnung besichtigen können, weil viele Anzeigen bereits nach 24 Stunden nicht mehr online waren, erzählt sie dem GA. „Da hat man gar nicht die Chance, sich eine Wohnung wirklich anzuschauen.“ Mit einem der Vermieter habe sie bereits persönlichen Kontakt gehabt und einen Besichtigungstermin vereinbart, als zwei Tage später eine ernüchternde Nachricht kam: Die Wohnung war doch schon verkauft. Bei der einzigen tatsächlichen Wohnungsbesichtigung, die sie machen konnte, war das Tragen einer Maske freiwillig, durchgelüftet wurde aber die ganze Zeit. Bei dieser Wohnung sei wiederum das Preis-Leistungs-Verhältnis ein Problem gewesen. Es gebe viele Wohnungen, die für die verfügbare Quadratmeterzahl einfach zu teuer seien, so Clara.

Auch Antonia (19) musste sich auf dem Wohnungsmarkt zumindest während Corona-Zeiten vorerst geschlagen geben. „Eine Wohnung in Köln oder Bonn, die kalt nicht mehr als 320 Euro kostet, findest du kaum.“ Sie sagt, dass die Corona-Pandemie die Wohnungssuche für sie deutlich schwieriger gemacht habe. Das geregelte Einkommen vieler Menschen habe sich verändert, weswegen einige nun kleinere, bezahlbare Wohnungen sucht. „Für Studierende bleibt dann nicht mehr viel übrig.“ Viele Vermieter hätten ihr mit dieser Begründung bereits abgesagt, denn ein geregeltes Einkommen hat Antonia nicht zu bieten, und somit scheide sie im Wettlauf um die besten Unterkünfte aus.

Eine weitere Studentin erzählt dem GA, dass sich ihre Suche nach der ersten eigenen Wohnung schwierig gestalte: „Vermietende erdreisten sich, die intimsten Fragen zu stellen.“ Sie führt weiter aus, dass die Annoncen auf bekannten Immobilienportalen die Situation zum Teil verschärfen würden: Wohnungssuchende müssten teilweise ein kostenpflichtiges Abonnement abschließen, um auf spezifische Wohnungsangebote reagieren zu können. Auch die Besichtigungen selbst würden Risiken bergen: „Bei manchen Vermietenden stehen dann zeitgleich bis zu 20 Menschen vor der Tür, die sich alle dieselbe 1-Zimmer-Wohnung ansehen wollen“, sagt sie. Zwar trügen in solchen Situationen alle masken, auf einen Mindestabstand und belüftete Räume werde aber nicht mehr geachtet.“ Ein weiteres Problem, so die Studentin, stellten falsche Wohnungsangebote dar, bei denen sich die Vermieter angeblich in Schweden befänden und den Wohnungssuchenden die Schlüssel zukommen ließen. Auch von städtischer Seite sei es schwierig, ergänzt die Studentin: Auf den Antrag für einen Wohnberechtigungsschein, den sie vor drei Wochen beantragt habe, habe sie bisher keine Rückmeldung erhalten.

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