Überflieger Wladimir Kaminer: Kreml-Pilot Rust war ein Held

Der damals 18-jährige Matthias Rust wurde nach seiner Landung mit einer Cessna in Moskau festgenommen und zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Allerdings wurde er nach 14 Monaten Haft entlassen und musste nach Deutschland zurückkehren.

 Wladimir Kaminer 2012 in Berlin.

Wladimir Kaminer 2012 in Berlin.

Foto: Wolfgang Kumm

Der Schriftsteller und ehemalige Sowjetsoldat Wladimir Kaminer ("Russendisko") bewundert den Hobbypiloten Mathias Rust, der vor 30 Jahren auf dem Roten Platz in Moskau landete.

"Natürlich hat er die sowjetische Armee und den Staat in eine lächerliche Lage gebracht. Aber er kam nicht mit Waffen, sondern mit einer Friedensbotschaft. (...) Vor allem die jungen Leute sahen in ihm einen Helden", sagte der 49-jährige Autor der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Kaminer war damals, im Mai 1987, als Wehrdienstleistender bei der sowjetischen Raketenabwehr als Funker tätig und hat den Flug von Rust durch alle Verteidigungsringe bis mitten in die Hauptstadt im Dienst erlebt, wie er weiter erzählte.

"Ich bin wirklich froh, dass dieser Rust damals in Moskau gelandet ist, weil das mit dazu beigetragen hat, dieses Imperium Sowjetunion zum Einsturz zu bringen", sagte Kaminer. Der Flug sei ja völlig überraschend gekommen, da "kam dieser Junge aus einem Hamburger Vorort, eine Art durchgeknallte Friedenstaube, landete auf dem Roten Platz und erklärte, wir seien doch Nachbarn". Für ihn selbst sei das wie eine persönliche Einladung in den Westen gewesen. "Ich dachte, wenn er es trotz aller Raketen und Feindseligkeiten (...) geschafft hat, einfach in Moskau zu landen, dann kann ich auch nach Europa." 1990 kam Kaminer dann nach Berlin - allerdings nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Zug.

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