Antisemitismus in Deutschland Zahl antisemitischer Straftaten erneut gestiegen

Berlin · Die Zahl antisemitischer Straftaten ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Sie werden überwiegend dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet.

 Polizeischutz vor der Bonner Synagoge.

Polizeischutz vor der Bonner Synagoge.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Zahl antisemitischer Straftaten ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) hervorgeht, wurden bis Ende Januar 2.275 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund gemeldet, darunter 55 Gewalttaten. Die Zahl ist vorläufig, da noch Nachmeldungen der Bundesländer möglich seien, heißt es darin weiter.

Es ist allerdings schon jetzt ein erneuter deutlicher Anstieg. 2019 wurden 2.032 antisemitisch motivierte Straftaten registriert, 2018 insgesamt 1.799. Die Straftaten werden überwiegend dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet. 1.367 Tatverdächtige wurden 2020 ermittelt, wie aus der Anfrage hervorgeht, über die zuerst der „Tagesspiegel“ berichtete und die auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Es habe fünf Festnahmen, allerdings keine Haftbefehle gegeben.

„Angesichts der zahlreichen antisemitischen Vorfälle auf den Corona-Leugner-Demos im vergangenen Jahr und der Verschwörungsmythen im Netz war leider damit zu rechnen, dass die Zahl der antisemitischen Straftaten erneut steigt“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dem „Tagesspiegel“. Die vorläufige Statistik zeige, „dass die Radikalisierung der Gesellschaft voranschreitet und der Respekt vor Minderheiten sinkt“, warnte er.

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, sagte dem Blatt, der erneute Anstieg „muss uns eine Warnung sein“. Die Zunahme der Straftaten sei „ein deutliches Zeichen, dass die Demokratie sich besonders in Krisen wie der andauernden Pandemie wehrhaft zeigen muss“. Der gesellschaftliche Zusammenhalt „misst sich gerade hier in Deutschland daran, wie fest wir gegen Judenhass zusammenstehen“, sagte Klein.

(epd)
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