Belastung durch Besuchsverbote Zahl der Selbsttötungen in NRW-Gefängnissen hat sich verdoppelt

Düsseldorf · Obwohl im Jahr 2020 weniger Menschen in Nordrhein-Westfalen hinter Gittern saßen, ist die Zahl der Suizide in den Gefängnissen in die Höhe geschnellt. Einige Häftlinge hatten im Frühjahr beklagt, dass ihnen Schutzmaßnahmen wie Besuchsverbote und gestrichene Freigänge psychisch zusetzen.

 Eine Zelle in der JVA in Ratingen.

Eine Zelle in der JVA in Ratingen.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Im Corona-Jahr 2020 hat sich die Zahl der Selbsttötungen in den nordrhein-westfälischen Gefängnissen mehr als verdoppelt. Nach Angaben des NRW-Justizministeriums begingen im vergangenen Jahr 23 Gefangene hinter Gittern Suizid - 2019 und 2018 waren es jeweils elf.

Dabei waren die Gefängnisse wegen der Pandemie im vergangenen Jahr mit deutlich weniger Häftlingen belegt als 2019. Die Auslastungsquote der NRW-Gefängnisse war von fast 90 Prozent Ende Februar auf knapp 80 Prozent Ende Juli und Ende September gesenkt worden.

Das Ministerium verwies auf Anfrage darauf, dass die Zahl der Suizide erheblichen Schwankungen unterliege. Die Höchstwerte hätten 1992 und 1997 bei jeweils 27 Suiziden gelegen. Häftlinge hatten im Frühjahr beklagt, dass ihnen Schutzmaßnahmen wie Besuchsverbote und gestrichene Freigänge psychisch zusetzen.

Das Justizministerium hatte den Versuch angekündigt, mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz die Zahl der Suizide zu senken. Suizidgefährdete Gefangene sollen mit spezieller Video-Software überwacht werden, die im Fall eines Suizidversuchs Alarm schlägt.

(dpa)
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