"Unsere Mütter, unsere Väter" ZDF-Dreiteiler erhitzt in den USA die Gemüter

USA · Unsere Väter, unsere Mütter", der erfolgreiche Weltkriegs-Dreiteiler, in dem das ZDF vom Schicksal fünf junger Deutscher zwischen 1941 bis 1945 erzählen lässt, hat ein knappes Jahr nach der von im Schnitt sieben Millionen Menschen gesehenen Premiere Amerika erreicht.

 Lucas Gregorowicz (links, Jerzy) und Michael Ihnow (Francizek) im ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter".

Lucas Gregorowicz (links, Jerzy) und Michael Ihnow (Francizek) im ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter".

Foto: dpa

Im für unabhängiges Programm-Kino bekannten Film-Forum in Manhattan sahen Mitte dieser Woche die ersten New Yorker das Werk von Stefan Kolditz (Buch), Philipp Kadelbach (Regie) und Nico Hofmann (Produktion) in einer viereinhalbstündigen Kino-Fassung, die unter dem Titel "Generation War" läuft.

Wie nach den Erfahrungen in Europa, wo insbesondere Polen die Darstellung von Kämpfern des polnischen Untergrunds als Antisemiten massiv kritisiert hatte, nicht anders zu erwarten war, fielen die ersten Kritiken auch in den Vereinigten Staaten durchwachsen aus. Tendenz: miesepetrig.

A.O. Scott, bekannter Kino-Kritiker von der "New York Times", beginnt seine Benotung vergleichsweise wohlwollend. Er preist die cineastische Qualität und die schauspielerische Leistung des Ensembles um Katharina Schüttler, Miriam Stein, Volker Bruch, Tom Schilling und Ludwig Trepte. Regisseur Kadelbach habe offensichtlich ausgiebig das Wechselspiel von präzise inszenierter Gewalt und Stille studiert, das Steven Spielberg in dem Kriegsepos "Saving Private Ryan" zelebrierte. Wie die Geschichte von den Eiswüsten Russland über die Weizenfelder der Ukraine und die Wälder Polens bis in die Straßen Berlins spielt, erinnert Scott gar an den "Schwung und die Kraft", die von Klassikern wie "Vom Winde verweht" ausgeht. Das war?s dann aber schon mit Lob.

Mit Substanz und Diktion der knapp 14 Millionen Euro teuren Produktion hat der Rezensent veritable Probleme. "Generation War" rutsche in eine "seltsame, üble Zone zwischen Naturalismus und Nostalgie", schreibt Scott. Im Namen jener Deutschen, die in den frühen 20er Jahren geboren wurden, starte der Film einen Appell auf Eingliederung in eine "große Generation".

Nazi-Schandtaten würde allein "cartoonähnlichen SS- und Gestapo-Kommandeuren" zugeschrieben. Der Film erinnere mit seinen "keuschen, opferbereiten Ariern" streckenweise an einen Propaganda-Streifen, wie er auch 1943 hätte entstanden sein können.

Das Stadt-Magazin "Village Voice" moniert dagegen das Gegenteil. Deren Kritikerin sind die Charaktere viel zu wenig pointiert. Am Ende lerne der Zuschauer von diesen "Avataren" nur, dass die Deutschen ihrer Geschichte gerne den Rücken zudrehen würden. Joshua Rothkopf von "Time Out New York" glaubte nach dem in zwei Portionen dargebotenen Film, ein "konventionelles Melodram mit überdurchschnittlichen Produktionswerten" gesehen zu haben. Die Begeisterung über "Unsere Väter, unsere Mütter" in Deutschland kann er nicht nachvollziehen. "Haben die kein ,Breaking Bad??"

Ella Taylor vom nicht von Werbung infizierten "National Public Radio" lobte den Film dagegen durch die Bank. Er zeige, wie unter einem totalitären Regime der Alltag aus den Fugen gerät; für sie ein Wesensmerkmal im Kommunismus wie im Nationalsozialismus.

Ein repräsentatives Bild in den USA lässt sich vorläufig noch nicht abbilden. Die US-Verleihfirma Music Box will das Werk aus dem Programmkino in die großen Fernsehsender und das Internet-TV-Portal Netflix bringen, wo größere Zuschauerkreise erreicht werden. Der nächste Stimmungstest wird in Europa stattfinden. In einigen Wochen will die britische BBC "Generation War" ausstrahlen.

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