Im Kieler Amtsgericht Zeuge nach drei Tagen tot auf Gerichtstoilette entdeckt

Kiel · Ein Zeuge soll vor Gericht aussagen, taucht aber dort nicht auf. Drei Tage später wird der Mann auf einer Toilette in dem Amtsgericht gefunden - er ist tot.

 Der 70-Jährige sollte am 29. Oktober in einem Prozess vor dem Amtsgericht Kiel aussagen.

Der 70-Jährige sollte am 29. Oktober in einem Prozess vor dem Amtsgericht Kiel aussagen.

Foto: Carsten Rehder

Ein 70 Jahre alter Zeuge ist nach drei Tagen tot auf einer Toilette am Amtsgericht Kiel gefunden worden. Das bestätigte die Vizepräsidentin des Amtsgerichts, Beate Flatow, der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatten die "Kieler Nachrichten" berichtet. Die Justiz habe bereits Konsequenzen gezogen, sagte Flatow: "Der Wachdienst wird künftig täglich alle öffentlich zugänglichen Räume, insbesondere die Toiletten, kontrollieren."

Der 70-Jährige sollte am 29. Oktober in einem Prozess aussagen und wurde erst am 1. November von einem Wachtmeister in einer abgeschlossenen Toilettenkabine entdeckt. Die Obduktion ergab, dass der Mann vermutlich an einem Herzinfarkt gestorben war, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel am Dienstag mit.

Der Zeuge hätte in einem Prozess gegen einen Beschuldigten aussagen sollen, der wegen fingierter Autounfälle angeklagt war. Die Hauptverhandlung sei vom Richter abgesagt worden, weil der Angeklagte nicht erschienen war, zitierten die "Kieler Nachrichten" eine Gerichtssprecherin. Beim Aufrufen der Zeugen sei aufgefallen, dass auch der 70-Jährige fehlte. Man habe in den folgenden Tagen vergeblich versucht, den Mann telefonisch zu erreichen.

Frühere Wasserrohrbrüche in den Toiletten dürften laut Flatow der Grund gewesen sein, warum dem täglichen Putzdienst die abgeschlossene Toilettenkabine nicht verdächtig vorgekommen sei: "Die Putzkräfte glaubten, dass es wieder einen Rohrbruch gegeben hätte und deshalb die Kabine sicherheitshalber abgeschlossen war."

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