Kommentar zum Zölibat Abschied

Meinung | Rom · Franziskus ist offen für Veränderungen bei der Disziplin des Zölibats, er wird die Kirche aber nicht von oben revolutionieren.

Papst Franziskus zelebriert eine Messe in San Cristobal de Las Casas in Chiapas, Mexico.

Papst Franziskus zelebriert eine Messe in San Cristobal de Las Casas in Chiapas, Mexico.

Foto: dpa

Noch bis Donnerstag ist Papst Franziskus auf seiner Pastoralreise in Mexiko unterwegs. Der Papst hat seine Etappen nach Themen ausgewählt. Es geht um die Armut, um die Macht der Drogenkartelle und um die Flüchtlinge, die vom Norden des Landes in die USA gelangen wollen. Der Papst hat sich im weiteren Sinne politische Stationen in Mexiko ausgesucht. Die aus kirchlicher Sicht brisanteste Etappe war der gestrige Besuch im Bundesstaat Chiapas.

Dort hat sich zum Unmut des Vatikans ein verheirateter, indigener Klerus herausgebildet, der aus römischer Sicht das Fundament einer der Säulen des katholischen Priestertums bedrohte, den Zölibat. Dass Franziskus mit dem indigenen Klerus, etwa der Maya-Bevölkerung, Messe feierte und zu Mittag aß, ist ein kirchenpolitischer Fingerzeig. Schon zuvor ließ er die Weihe ständiger verheirateter Diakone in Chiapas wieder zu, die seine Vorgänger verboten hatten. Franziskus ist offen für Veränderungen bei der Disziplin des Zölibats, er wird die Kirche aber nicht von oben revolutionieren.

Vielmehr, und das ist bereits ein bekanntes Schema dieses Papstes, lockert er die Rahmenbedingungen, um der Problemlösung vor Ort mehr Raum zu geben. Das ist der Schlüssel beim Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen.

Das ist auch sein Weg beim Abschied vom Zölibat. Denn bei allen Beteuerungen, den Pflichtzölibat grundsätzlich nicht anzutasten, aber regionale Lösungen möglich zu machen, ist klar: Wenn Ausnahmen einmal etabliert sind, ist der komplette Abschied vom Zölibat nicht mehr weit.

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