Neuer Fernbus ADAC will mit dem Postbus durchstarten

München · Es ist mehr als nur ein Versprecher. "Wir sind der Allgemeine Deutsche Automobilbus", meinte ADAC-Chef Peter Meyer vor Journalisten in München bei der Vorstellung eines Projekts, das den Club auf neue Wege führen soll.

Als Spätstarter wollen die Münchner zusammen mit dem Dax-Konzern Deutschen Post in den seit Anfang 2013 hierzulande liberalisierten Markt für Fernbusse einsteigen und dabei nicht nur im Mittelfeld mitfahren.

"Wir wollen die Besten, nicht die Billigsten sein", gibt der Club-Chef die Richtung vor. Mit Qualitätsführerschaft sollen die gelben Postbusse des Duos zudem ein Drittel des auf 400 Millionen Euro Umsatz geschätzten Gesamtmarkts erobern.

Damit wären ADAC und Post dann wohl auch kommerziell die Nummer eins. Wie schnell der Sprung an die Spitze in einem neu eröffneten Markt gelingen kann, macht derzeit MeinFernbus vor. Nach nicht einmal einem halben Jahr Marktfreigabe haben sich die Berliner vor den Fernbus-Töchtern der Deutschen Bahn an die Spitze gesetzt.

Das hat die auf die Branche spezialisierte Berliner Unternehmensberatung Iges in einer aktuellen Studie ermittelt. Nach Personenkilometern kommt MeinFernbus im Juni auf 38 Prozent Marktanteil vor den DB-Töchtern mit 28 Prozent. Das ist aber zum einen nur eine Momentaufnahme, weil weiter neue Wettbewerber mit großen Plänen wie ab November der ADAC-Postbus den Markt betreten. Zum anderen sagen diese am Streckenangebot gemessenen Marktanteile nichts über die transportierten Passagiere aus, deren Zahl als Firmengeheimnis gilt.

Auf Basis von Passagieren vermutet Iges-Experte Christoph Gipp derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen DB und MeinFernbus. Daneben räumt er dem Postbus große Chancen auf eine Führungsrolle ein sowie dem britischen Unternehmen National Express, das mit der Marke City2City schon seit einigen Monaten im Rennen ist.

Mittel der Wahl, um sich Marktanteile zu erobern, sei noch vor Qualität der Preis, stellt Gipp klar. So sei der Beforderungspreis pro Passagier seit der Marktfreigabe im Schnitt schon um ein Zehntel auf zehn Cent je Kilometer gefallen. Billigangebote, die vor allem City2City forciert lägen bei drei Cent.

Diese Entwicklung alarmiert auch die mittelständischen Busunternehmer Deutschlands. Sie fürchten bei einem rücksichtslosen Verdrängungswettbewerb unter die Räder zu kommen. "Man kann nicht für neun Euro durch ganz Deutschland fahren", kritisiert der Präsident des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer, Wolfgang Steinbrück, mit Blick auf ein aktuelles Dumpingangebot.

Die neuen Fernbus-Firmen greifen bei ihren Billigangeboten auch auf Billiglöhner aus dem östlichen Ausland zurück, kritisiert die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Man habe Hinweise, dass sich mehrere Anbieter tschechischer Subunternehmer bedienen, die innerdeutsche Strecken abfahren, aber nach tschechischen Löhnen mit 700 bis 800 Euro monatlich entlohnt werden.

Das sei zwar rechtlich nicht angreifbar, "aber moralisch eine Sauerei". Verdi befrage derzeit flächendeckend Fernbusfahrer und wolle Ende des Jahres ein Bild der neuen Branche präsentieren. Vorher sollen keine Namen genannt werden.

ADAC erhöht Preise

Der ADAC hat erstmals die Milliarden-Marke bei den Mitgliedsbeiträgen geknackt. Dennoch müssen die Mitglieder des Autofahrerclubs im kommenden Jahr tiefer in die Tasche greifen. Zum ersten Mal seit 2004 erhöht der ADAC die Beiträge und verteuert eine normale Mitgliedschaft um gut 10 Prozent von 44,50 auf 49 Euro. Wegen allgemein steigender Preise komme der Club um diesen Schritt nicht herum, sagte ADAC-Präsident Peter Meyer. Viele Leistungen des ADAC ließen sich ohne die Erhöhung nicht mehr kostendeckend anbieten.

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