Affäre Wulff: Reaktionen im Internet zwischen Empörung und Spott

BONN · Das Internet kennt keine Gnade: Die Bewertungen der Affäre um den Bundespräsidenten schwanken zwischen Empörung und Spott. Die Unterstützer von Christian Wulff bilden im Netz die Minderheit. Zahlreiche Einträge in Blogs und Foren zeigen: Das Thema bewegt die Menschen.

Auch die General-Anzeiger-Leser auf ga.de äußern sich vorwiegend kritisch. "Gegen geltendes Recht hat Wulff - so viel man bislang weiß - nicht verstoßen, aber gegen den Anstand - mit seinen Urlaubsreisen, dem Kredit und dem Anruf beim Bild-Chefredakteur", schreibt ein anonymer Internetnutzer.

Ein anderer Leser kommentiert: "Wie mag der Mann mit einer Krise umgehen, die nicht sein privates Umfeld betrifft, sondern den Staat?"Leserin Angelica Maria Kappel stellt auf der Facebook-Seite des General-Anzeigers die Sinnfrage: "Das Verhalten des Bundespräsidenten provoziert eine Diskussion um die Notwendigkeit des Amtes. Brauchen wir einen Bundespräsidenten? Diese Frage wird immer lauter. Offensichtlich hat die Bundesrepublik Schwierigkeiten bei der Besetzung dieser Rolle."

Aber auch die Verteidiger des Bundespräsidenten melden sich im Netz zu Wort. "Die Masse will einen Kopf rollen sehen und auf "die Politiker" zeigen, ohne sich selbst nach den eigenen moralischen Standards und insbesondere danach zu fragen, was man selbst für die Gesellschaft zu leisten bereit ist. Wenn das so weitergeht, wird sich niemand mehr in die Politik wagen", kritisiert ein Nutzer auf "Spiegel"-Online.

Bei der Online-Gemeinde besonders beliebt: Diskussionen um Nebenaspekte der Wulff-Affäre. Genüsslich wird die Bemerkung der ZDF-Journalistin Bettina Schausten im Wulff-Interview zerpflückt, sie zahle ihren Freunden für Übernachtungen 150 Euro. "Ich fordere eine Erhöhung der GEZ-Gebühr um 35 Prozent (Minimum), damit Bettina Schausten von ihren Freunden endlich kein Geld mehr fürs Übernachten lassen nehmen muss!" schlägt Nutzer "Breisig" auf "Spiegel"-online vor.

Seit Monaten spekulieren diverse Blogger über ein angebliches Vorleben von Wulffs Ehefrau Bettina, über das bei der "Bild"-Zeitung Informationen unter Verschluss liegen sollen. Dem dürfte der Bundespräsident mit seinen Interview-Äußerungen zu "Fantasien über seine Frau im Internet" weiteren Vorschub geleistet haben. "Was meint er damit?", titelte am Donnerstag eine Boulevardzeitung in ihrem Online-Auftritt.

Andere nehmen das Thema mit Humor. Etwa das Satire-Magazin "Titanic". "Netter Versuch, Bürschchen", schreibt es in seinem Internetauftritt neben ein Wulff-Foto. Weiter geht es im Stil eines Titels der "Bild"-Zeitung "Dieser Milchbubi ist der Bild-Erpresser" "Stern.de" wirbt auf einer fiktiven Facebook-Seite von Wulff für "Hubschrauberflüge auf die Ostfriesischen Inseln. So kommen Sie an Ihr Upgrade". Das Netz lacht über die vermeintliche Staatsaffäre. Oder, wie "jetzt.de" schreibt: "Guttenbergst Du noch oder wulffst Du schon?"

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