CDU-Landesparteitag Armin Laschet übernimmt in NRW die CDU-Parteiführung

KREFELD · Der CDU-Landesparteitag beginnt für Armin Laschet mit einem Unfall. Nach einem Blechschaden an Laschets Dienstwagens, handelt er sich Stunden später, bei der Wahl zum Landesvorsitzenden, noch eine Beule ein: 120 Parteifreunde stimmen gegen ihn.

 Der neue Chef: Armin Laschet (rechts) mit Norbert Röttgen.

Der neue Chef: Armin Laschet (rechts) mit Norbert Röttgen.

Foto: dpa

Bevor der Aachener im Krefelder "Königpalast" zum Vorsitzenden der NRW-CDU gewählt wird, kracht es. Laschets Dienst-BMW wird vom ostwestfälischen Europapolitiker Elmar Brok vor der Halle hart am Heck erwischt und vor einen Baum geschleudert. Selbstfahrer Laschet bleibt unverletzt. "Das hätte schlimmer ausgehen können", seufzt der CDU-Mann nach dem "Wachrüttler".

Stunden später, bei der Wahl zum Landesvorsitzenden, handelt sich Laschet dann doch noch eine Beule ein. Mit 77,6 Prozent der Ja-Stimmen fällt der Vertrauensvorschuss der 671 Delegierten dünn aus - 120 Parteifreunde stimmen gegen ihn. Laschet spricht von einem "ehrlichen Ergebnis". Für Ostwestfalens Bezirkschef Steffen Kampeter ist das magere Votum Ausdruck der Enttäuschung der Delegierten über den desaströsen Ausgang der NRW-Landtagswahl.

Trotz der 26-Prozent-Pleite im Mai fällt das Scherbengericht in Krefeld aber aus. Die Partei wirkt müde, unmotiviert, frustriert. Wenig Kritik, kaum Beifall. Mit einem kräftigen Schuss Realitätsverweigerung bleibt sich der scheidende Landesvorsitzende Norbert Röttgen treu und verteidigt ungebrochen selbstbewusst den eigenen Wahlkampf. Konkrete eigene Fehler blendet Röttgen einfach aus. Den Nachfolger erwähnt er mit keinem Wort.

Ein Sauerländer ist sprachlos. "Röttgen hat in seiner Hybris nichts verstanden." Doch die Ära Röttgen ist abgehakt, der Kurzzeit-Vorsitzende durch den Verlust des Ministeramtes ausreichend gestraft. Keiner tritt öffentlich nach. Dass der Geschasste auf das Büßerhemd verzichtet, war wohl sein letzter großer Fehler. Röttgens ehemaliger Generalsekretär Oliver Wittke bewertet die CDU-Pleite in seinem ersten und letzten Rechenschaftsbericht schlicht als "Hagelschlag".

Verdrängung pur. In einer ordentlichen Rede fordert Armin Laschet mehr Selbstbewusstsein. "Die CDU muss wieder stehen wie eine westfälische Eiche", gibt sich die neue Nummer eins kämpferisch. "Der Gegner liegt nicht im eigenen Bett. Unsere Gegner sind Frau Kraft und Frau Löhrmann." Laschet warnt vor der "Selbstverzwergung" der Landespartei. Beim politischen Neuanfang verlangt er "Herz, Seele und Hirn". Blick nach vorn.

Doch die graue Realität holt den Vorsitzenden in der Eissporthalle ein. Nur eine Minute klatschen die Delegierten - ein Debakel in Zeiten, in denen der stehende Applaus kameragerecht selten kürzer als zehn Minuten dauert.

Während Laschet um die Gunst der Partei buhlt, werden CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann und der neue Generalsekretär Bodo Löttgen gefeiert. Der bodenständige Laumann ist der heimliche Liebling der Partei. Der oberbergische Abgeordnete Löttgen genießt als Kommunalexperte hohes Ansehen an der Basis: 94 Prozent der Stimmen.

Bei der Wahl der fünf Stellvertreter Laschets gibt es dann noch eine Überraschung. Ex-Generalsekretär Hendrik Wüst fällt durch - und wird nicht einmal in den 31-köpfigen erweiterten Vorstand gewählt. Wüst hat sich in der Ära Rüttgers nicht viele Freunde gemacht in der NRW-CDU.

Am Ende bilanziert Laschet nüchtern, dass die Krönungsmesse ausgeblieben ist. Die Zeit der Kärrner hat begonnen. Mit Billigung der Polizei darf der neue Vorsitzende sein demoliertes Fahrzeug zurück nach Aachen steuern. Der "Totalschaden" ist reparierbar. Ein gutes Omen für den Neuanfang der NRW-CDU?

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