Oppositionelle aus Birma in Deutschland Aung San Suu Kyi - Freiheitsikone zu Besuch bei Merkel

BANGKOK · Obwohl Haft und Hausarrest bereits seit dreieinhalb Jahren hinter ihr liegen und sie wieder kräftig in der Politik mitmischt, ist der erste Berlin-Besuch von Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi mehr als eine Routine-Visite.

Noch immer wird die 68-jährige Friedensnobelpreisträgerin weltweit als Freiheitsikone verehrt, und die Liste ihrer Berliner Gesprächspartner - an erster Stelle Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) - spiegelt dies wider: Fast scheint es so, als wäre Suu Kyi bereits Präsidentin und nicht nur Oppositionschefin in einem nur halbwegs demokratischen Land.

Als Suu Kyi am 13. November 2010 nach rund 20 Jahren Haft und Hausarrest von Birmas Junta freigelassen wurde und sich am Tor ihres Hauses in Rangun an ihre Anhänger wenden konnte, rief sie nur Minuten nach der Freilassung einer jubelnden Menge zu: "Wir müssen im Einklang zusammenarbeiten." Bereits zu diesem Zeitpunkt machte sie klar, dass sie sofort wieder politisch aktiv werden wollte.

Seither änderte sich viel in ihrem südostasiatischen Heimatland: Anfang 2011 kündigte die Junta demokratische Reformen an, die alte Führung wurde in den Ruhestand geschickt, aus Generalen wurden Zivilisten, politische Gefangene wurden entlassen, und das ein halbes Jahrhundert lang abgeschottete Land öffnete sich zum Rest der Welt. Im April 2012 dann konnte sich die "Dame", wie Suu Kyi im eigenen Land genannt wird, bei einer Nachwahl einen Parlamentssitz sichern.

Suu Kyis Weg in die Politik war zunächst alles andere als vorgezeichnet. Die Tochter des ermordeten Unabhängigkeitskämpfers General Aung San wurde in den besten Schulen Ranguns unterrichtet, studierte in Indien und Oxford, heiratete den britischen Akademiker Michael Aris und bekam mit ihm zwei Kinder. Alles lief auf ein ruhiges Leben in Großbritannien hinaus.

Zum Schlüsselerlebnis wurde für sie das Jahr 1988: Suu Kyi reiste im April in die Heimat, um ihre kranke Mutter zu pflegen und erlebte, wie das Militär blutig eine Demokratiebewegung niederschlagen ließ. Sie blieb - und gründete mit anderen Oppositionellen die Nationale Liga für Demokratie (NLD). Damit weckte sie den Zorn der Junta: Im Juli 1989 wurde sie erstmals unter Hausarrest gestellt - wenige Monate vor der Parlamentswahl im Jahr 1990, bei der ihre NLD haushoch siegte. Die Militärregierung erkannte das Ergebnis nie an. Auch die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahr 1991 und internationale Proteste änderten nichts an den Repressionen. Suu Kyis Ehemann durfte selbst im Endstadium seines Krebsleidens nicht nach Birma reisen.

Sie selbst blieb aus Furcht, nach der Ausreise ausgebürgert zu werden, in ihrem Heimatland. Aris starb im Jahr 1999, ohne seine Frau je noch einmal gesehen zu haben. Erst Ende März 2011 löste sich die Junta auf und übergab die Macht an eine formal zivile Regierung unter Ex-General Thein Sein, die eine Reihe von Reformen einleitete.

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