Bürgerkrieg und Dürre 20 Millionen Menschen droht in Afrika der Hungertod

Juba/Sanaa · Millionen Menschen leiden in Afrika und im Süden der Arabischen Halbinsel an den Folgen von Bürgerkrieg und Dürre. Ihnen droht der Hungertod. Die Vereinten Nationen schlagen Alarm - und rütteln das Gewissen der Welt auf.

 Ein Arzt untersucht ein drei Monate altes stark unterernährtes Kind im Ernährungszentrum in Sanaa (Jemen).

Ein Arzt untersucht ein drei Monate altes stark unterernährtes Kind im Ernährungszentrum in Sanaa (Jemen).

Foto: Yahya Arhab/Archiv

In einem dramatischen Appell hat UN-Nothilfekoordinator Stephen O' Brienden Weltsicherheitsrat zu Hilfe für Millionen hungernder Menschen aufgerufen. Nach seinen Worten droht rund 20 Millionen Menschen in vier Ländern der Hungertod, sollte sich die internationale Gemeinschaft nicht zu einer größeren Hilfsaktion entschließen.

O' Brienhatte kurz zuvor die Krisengebiete im Jemen, im Südsudan und in Somalia sowie in Nigeria besucht und sich ein Bild von der Lage gemacht. "Menschen werden schlicht und einfach den Hungertod sterben", sagte er am Freitag den im Sicherheitsrat vertretenen Diplomaten.

Für den Nothilfekoordinator ist ein "kritischer Punkt in der Geschichte der Vereinten Nationen" erreicht, wie aus einer UN-Mitteilung hervorgeht. Die Vereinten Nationen seien mit der größten humanitären Katastrophe seit ihrer Gründung konfrontiert.

"Die Lage für die Menschen in diesen Ländern ist schrecklich und ohne eine große internationale Reaktion wird sie noch schlimmer", sagte der Brite. "Alle vier Länder haben eine Sache gemeinsam - den Konflikt. Das bedeutet, dass wir (die UN) die Möglichkeit haben, weiteres Elend und Leiden zu verhindern." Rasche Hilfe und auch finanzielle Hilfe seien nötig, da noch die Gelegenheit bestehe, das Schlimmste zu verhindern.

Anfang der Woche hatte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Besuch in Somalia Hilfsgelder in Höhe von 825 Millionen Dollar (773 Millionen Euro) erbeten. Es gebe dringenden Handlungsbedarf, sagte Guterres, "Menschen sterben". Die Welt müsse jetzt handeln.

In dem Land am Horn von Afrika versucht die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab einen sogenannten Gottesstaat zu errichten. Die sunnitischen Extremisten kontrollieren Teile des Landes und verüben immer wieder blutige Angriffe - auch in Nachbarstaaten.

Allein in Somalia sind nach UN-Angaben mehr als sechs Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - in Folge einer schweren Dürre auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mangels sauberen Trinkwassers ist die Cholera ausgebrochen, mehr als 7700 Fälle wurden den UN zufolge in den vergangenen zwei Monaten dokumentiert.

Auch im Bürgerkriegsland Jemen sind nach UN-Angaben rund sieben Millionen Menschen akut unterernährt oder wissen nicht, wie sie an ihre nächste Mahlzeit kommen sollen. Im Jemen kämpfen schiitische Huthi-Rebellen gegen die sunnitische Regierung unter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Die humanitäre Lage ist katastrophal, Millionen Menschen hungern und sind von der medizinischen Versorgung abgeschnitten.

Im Südsudan ist die Lage nach einem Bericht des UN-Büros für Humanitäre Hilfe (UNOCHA) ebenfalls prekär. Mindestens eine Million Menschen stünden an der Schwelle zur Hungersnot, mindestens 5,5 Millionen Menschen sind laut UN auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Helfer benötigten 1,6 Milliarden US-Dollar für die Versorgung der Menschen. Bislang seien erst knapp zehn Prozent davon finanziert.

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