Die Fluten im Ausland 36 Stunden auf dem Hausdach
Brüssel/Lüttich/Maastricht · Das tödliche Tief „Bernd“ hat auch die Nachbarländer im Westen schwer getroffen. Auch dort sinkt zwar das Wasser, doch die Zahl der Opfer steigt. Ein wenig hilft vielleicht königlicher Trost.
Die Flutkatastrophe kennt keine Grenzen. Seit Mittwoch sind allein im wallonischen Teil Belgiens 23 Menschen in den Fluten ums Leben gekommen. Es ist besonders ein Foto, das die Belgier besonders tief getroffen hat: Eine kleine Gruppe von älteren Menschen steht dicht gedrängt an einer Hauswand im Lütticher Ortsteil Lontzen, das Wasser steht ihnen tatsächlich bis zum Hals – und sie suchen verzweifelt nach einem Weg, der in sichere, höher gelegene Stadtteile führt. Zwar gab es am Freitag erste Meldungen, der Wasserspiegel gehe langsam zurück. Ob das stimmt, war aber nicht festzustellen – viele der Messstationen sind zerstört oder defekt. Der Gouverneur der Provinz Lüttich berichtete am Freitag, die Rettungskräfte seien weiter bemüht, Menschen zu bergen, die seit 36 Stunden ohne Essen und Trinken auf den Dächern ihrer Häuser ausharrten.
Praktisch alle Regionen entlang der Maas, die sich bereits früh in einen reißenden Strom verwandelt hatte, gelten inzwischen als Katastrophengebiete. Und die Flutwelle, die nun den Fluss entlang läuft, sorgt für immer neue Krisenherde. Die niederländische Stadt Maastricht hat am Donnerstagabend ihre 10 000 Bürger aufgerufen, die Wohnungen zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Mehrere Viertel der Provinz Limburg wurden evakuiert. An diesem Samstag rechnet die Grenzstadt Venlo mit einer Überschwemmung. Tiefgaragen wurden vorsorglich geschlossen, die Innenstadt abgeriegelt. Das bei Touristen so beliebte Factory Outlet Center in Roermond schloss am Freitag seine Tore und soll – je nach Lage – frühestens am Montag wieder öffnen.
Der Zugverkehr steht still
Schon seit Donnerstag steht der Zugverkehr zwischen der belgischen Hauptstadt und der deutschen Grenzstadt still. Der Grund: In Brüssel sind etliche Tunnel und Unterführungen vollgelaufen, darunter auch die entlang der Bahnstrecke in die Bundesrepublik. Wann der deutsche ICE und der französische Thalys wieder verkehren können, ist unklar.
In dieser Situation tat vielen Betroffenen der Besuch der beiden Königspaare gut. Der belgische Monarch Philippe und Königin Mathilde besuchten den kleinen wallonischen Ort Chaudfontaine, der schwer betroffen ist. Das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Maxima zeigte ich in Valkenburg. „Ich wünsche allen Menschen, die von dem Hochwasser betroffen sind, sehr viel Kraft“; sagte der König am Freitag in Den Haag. Er bezog ausdrücklich die vielen Opfer in Deutschland ein, als er den Hinterbliebenen seine Anteilnahme ausdrückte.
Für Belgien und die Niederlande ist die Katastrophe noch nicht zu Ende. Experten sprachen am Freitag davon, dass es noch etliche Wochen dauern werde, bis – nach dem Abklingen der Flut – die Aufräumarbeiten abgeschlossen seien. Und erst dann könne man mit dem Wiederaufbau beginnen.