Bericht des Flüchtlingshilfswerk UNHCR 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht

Genf · UN prangern zum heutigen Weltflüchtlingstag traurige Rekordzahlen an. Mehr als 65 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht.

 Die Flüchtlingszahlen sind dramatisch, und schon bahnt sich die nächste humanitäre Katastrophe an: Zehntausende Iraker haben die umkämpfte Stadt Falludscha verlassen. Doch die Vorräte in Auffanglagern werden knapp.

Die Flüchtlingszahlen sind dramatisch, und schon bahnt sich die nächste humanitäre Katastrophe an: Zehntausende Iraker haben die umkämpfte Stadt Falludscha verlassen. Doch die Vorräte in Auffanglagern werden knapp.

Foto: de.statista.com

Die globale Flüchtlingskrise hat sich noch einmal verschärft. Rund 65,3 Millionen Menschen befanden sich Ende 2015 auf der Flucht vor Unterdrückung, Gewalt und Krieg. Niemals zuvor haben die Vereinten Nationen eine höhere Zahl an Menschen erfasst, die ihrer Heimat den Rücken kehren mussten.

Anlässlich des heutigen Weltflüchtlingstages prangerte die Uno diesen traurigen Rekord an. „Wir sehen uns der größten Flüchtlings- und Vertriebenenkrise unserer Zeit ausgesetzt“, warnte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon in dem neuen Bericht des Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Bezogen auf die Weltbevölkerung befand sich Ende 2015 ein Mensch von 113 Menschen auf der Flucht.

Der Grund für die dramatische Entwicklung: Die vielen Konflikte wie in Syrien, die ganze Regionen erschüttern, zwingen immer mehr Männer, Frauen und Kinder dazu, Sicherheit fernab ihrer Wohnorte zu suchen.

Angesichts des ausufernden Leidens richtete der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, einen dringenden Appell an die Regierungen. Die Politiker müssen das Ausbrechen neuer Konflikte verhindern und die laufenden Waffengänge beenden. Es liege im „kollektiven menschlichen Interesse“ die Fluchtursachen entschlossen zu bekämpfen.

Doch ob der Appell seine Wirkung erzielt, ist fraglich. Schon Grandis Vorgänger als Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, rief die Mächtigen ohne Unterlass dazu auf, die Waffen zum Schweigen zu bringen – ohne Erfolg. Im Jahr 2011 zählten die Vereinten Nationen weltweit noch 42,5 Millionen geflohene Menschen. Ende 2014 befanden sich schon 59,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht.

Vor allem der 2011 begonnene Konflikt in Syrien prägt die Statistik des Leidens. Insgesamt verließen bis Ende 2015 laut UNHCR-Schätzungen 11,7 Millionen Syrer ihre Heimatorte, um Gewalt und Terror zu entkommen. Sie schafften es über die Grenze Syriens oder sie irren als Binnenflüchtlinge in ihrem zerrissenen Land umher.

Gemäß den UNHCR-Angaben waren Ende 2015 weltweit fast 41 Millionen Menschen innerhalb der Grenzen ihres eigenen Landes auf der Flucht. Damit bildeten die Binnenflüchtlinge die größte einzelne Gruppe aller 65,3 Menschen, die Ende des vergangenen Jahres geflohen waren.

Die Liste der Länder mit den meisten Binnenflüchtlingen führt Kolumbien an. Innerhalb des südamerikanischen Staates waren Ende 2015 gut 6,9 Millionen Menschen vertrieben. In Syrien waren es 6,6 Millionen Männer, Frauen und Kinder, und im Irak 4,4 Millionen Menschen.

Die zweitgrößte Gruppe der Menschen auf der Flucht stellten die Flüchtlinge im völkerrechtlichen Sinne dar, Ende 2015 hatte das UNHCR mehr als 21 Millionen Menschen als Flüchtling registriert. Im völkerrechtlichen Sinne gilt ein Mensch dann als Flüchtling, wenn er vor Gewalt und Unterdrückung aus seinem Heimatland in ein anderes flieht.

Zudem warteten 2015 mehr als drei Millionen Menschen auf eine Entscheidung über ihren Antrag auf Asyl -die Asylbewerber sind die kleinste Gruppe der mehr als 65 Millionen Geflohenen. In Deutschland gingen 442 000 Asylgesuche - mehr als in jedem anderen Land.

Die Türkei war Ende 2015 das Land, das die meisten Flüchtlinge beherbergte: Es waren gut 2,5 Millionen. Dahinter liegt laut UNHCR Pakistan.

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