Türkischer Finanzminister Albayrak: "Neue Ära" in Beziehungen zu Deutschland

Berlin · Nächste Woche kommt der türkische Präsident Erdogan nach Berlin. Um seinen umstrittenen Staatsbesuch vorzubereiten, schickt er seinen Finanzminister und Schwiegersohn vor. Der lässt keinen Zweifel daran, wohin die Reise in den deutsch-türkischen Beziehungen gehen soll.

 Finanzminister Olaf Scholz (r) empfängt seinen türkischen Amtskollegen Berat Albayrak in Berlin.

Finanzminister Olaf Scholz (r) empfängt seinen türkischen Amtskollegen Berat Albayrak in Berlin.

Foto: Soeren Stache

Der türkische Finanzminister Berat Albayrak sieht den Beginn einer "neuen Ära" in den Beziehungen seines Landes zu Deutschland und der EU.

"Wir haben den Spannungsprozess hinter uns gelassen", sagte er am Freitag bei einem Besuch in Berlin. Die Türkei und Deutschland könnten hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Albayrak kam am Freitag mit den Ministern für Wirtschaft und Energie nach Berlin, um den Staatsbesuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan nächste Woche vorzubereiten. Der 40-jährige Finanzminister ist der Schwiegersohn Erdogans und gilt als sein "Kronprinz". Er traf in Berlin unter anderen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Altmaier rief wie Albayrak dazu auf, in die Zukunft zu schauen. "Es gab in der Vergangenheit auch schwierige Situationen auf beiden Seiten, und trotzdem verbindet uns eine mehr als 100 Jahre lange Zusammenarbeit und in vielen Fällen auch Freundschaft", sagte der CDU-Politiker. Scholz betonte angesichts der schweren Währungskrise in der Türkei: "Wir alle sind daran interessiert, dass die Türkei eine wirtschaftliche Entwicklung nehmen kann, die stabil ist." Der SPD-Politiker betonte allerdings, dass sich die Türkei keine Finanzhilfen von Deutschland wünsche.

Die deutsch-türkischen Beziehungen waren in den vergangenen zwei Jahren extrem angespannt - unter anderem wegen zahlreicher Verhaftungen deutscher Staatsbürger in der Türkei aus politischen Gründen. Beide Seiten wollen das Verhältnis nun wieder auf den Weg der Normalisierung bringen. Dazu soll auch der erste Staatsbesuch Erdogans vom 27. bis 29. September beitragen, bei dem der türkische Präsident mit allen protokollarischen Ehren empfangen wird.

Eine Woche vor dem Besuch wurde in der Türkei bereits am Donnerstag ein weiterer deutscher Häftling freigelassen. Damit sank die Zahl der aus politischen Gründen inhaftierten deutschen Staatsbürger auf fünf. Nach dem gescheiterten Putschversuch waren in der Türkei insgesamt 35 Deutsche festgenommen worden, denen in der Regel Unterstützung von Terrororganisationen vorgeworfen wird. Dazu zählt nach Auffassung der türkischen Regierung auch die Bewegung des in den USA im Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen, die für den Putschversuch verantwortlich gemacht wird. Einzelheiten zu dem freigelassenen Mann nannte das Auswärtige Amt nicht.

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